CNC + Homeoffice + Mindestlohn

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein Wesen geht um im rbb – das „Wesen der freien Mitarbeit“. Und auch, wenn es manchmal so aussieht, als hätten sich alle dagegen verbündet (das Justitiariat, der Produktionsdirektor, der neue Vorabend, die Fortbildungsabteilung, s.u.), am Ende der Woche sieht man deutlich: Wo Freie zusammenhalten, können sie nur gewinnen.

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Einen Tarifvertrag zum Homeoffice zum Beispiel! Bei der letzten Verhandlungsrunde hatte das Justitiariat verbindliche Regelungen für Freie rigoros abgelehnt, nur für Feste sollte es einen Tarifvertrag geben. Begründung: Das „Wesen der freien Mitarbeit“ sei mit Homeoffice-Regelungen unmöglich zu vereinbaren. Die Gewerkschaften haben nicht lange nachdenken müssen und hatten den Abbruch der Verhandlungen angekündigt, falls der rbb sich diesen Quatsch nicht anders überlegt.

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Und siehe da: Seit heute wird ganz selbstverständlich für Feste und Freie gemeinsam verhandelt. Der Spirit ist gut, in der Sache ist man sich weitgehend einig (wer nach Corona weiter im Homeoffice arbeiten will, soll das auch dürfen). Gefeilscht wird noch um die erforderliche Ausstattung, die Arbeitskosten, die der rbb übernehmen muss – und eine weise Formulierung, um dem Wesen der freien Mitarbeit den angemessenen Respekt zu erweisen.

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Leider hat es das Wesen der freien Mitarbeit gegen das UnWesen der Bürokratie nicht leicht. Nachdem der Produktionsdirektor erst im Oktober die Deckelung der Bestandsschutz-Freien auf maximal 120 Prozent der Angebotsgarantie verfügt hat, herrschen in der Produktion wieder Zustände wie früher: Endes des Jahres sind in vielen Bereichen die Prognosetage ausgeschöpft. Während die Disponent*innen versuchen, die Schichten irgendwie zu besetzen, sitzen viele Stammkräfte herum und dürfen nicht arbeiten. Wir haben in dieser Woche so viele Anfragen bekommen wie schon Jahre nicht mehr: Kann man das irgendwie umgehen? Gibt es die Swing-Regelung nicht mehr? Sind wir nicht irgendwie alle Visuelle Realisator*en und damit programmgestaltend? Leider kann die Freienvertretung nicht wirklich helfen. Helfen würde es, wenn der rbb den Bestandsschutz-Tarifvertrag ausschöpfen und auf die 5-Tage-Prognose verzichten würde.

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Fortbildungen sollen ja eigentlich dafür sorgen, dass der rbb auf der Höhe der Zeit bleibt. Die aktuellen Fortbildungshonorare sorgen aber leider dafür, dass alle sehen, wie verknöchert der rbb sein kann. 75 Euro für eine ganztägige Fortbildung zahlt der Sender seinen Freien (bei 4-Stunden-Veranstaltungen die Hälfte). Seit Juli 2015 (sic!) gilt dieser Satz. Während die Gehälter der Festen (die an Fortbildungen selbstverständlich bei vollen Bezügen teilnehmen) seitdem um fast 15 Prozent gestiegen sind, liegen die Fortbildungshonorare der Freien inzwischen sogar unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 9,60 Euro. (Funfact: Der Berliner Senat schreibt allen öffentlichen Landeseinrichtungen 100 Euro für 8 Stunden vor). Die gute Nachricht: Inzwischen haben die meisten Bereiche mitbekommen, wie morsch die Fortbildungsregelung längst ist. Wo die Kolleg*innen geschlossen vernünftige Honorare verlangen, bekommen sie die inzwischen auch – der niedrigere Redaktionssatz (derzeit 251 Euro) hat sich langsam eingebürgert. Die Freienvertretung rät: Bitte nachmachen und auf faire Honorare bestehen. #allezusammen.

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War noch was? Ach ja, das CNC. Die Freienvertretung dankt allen, die das neue Konzept entwickelt und die neuen Arbeitsplätze aufgebaut haben. Und wünscht allen, die am Montag in den neuen Räumen starten, gutes Gelingen und starke Nerven. Die Kräfte des alten rbb („der wiederkehrende Einsatz in Schichten auch programmgestaltender freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zu vermeiden, vor allem, wenn es sich um die Regelarbeitszeit festangestellter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handelt“) und die Bedürfnisse eines modernen Senders (die CNC-Rahmendienstplan kalkuliert mit über 80 Schichten werktäglich) halten noch genügend Widersprüche bereit, die wir alle zusammen lösen müssen. Bitte meldet euch, wenn es Probleme gibt! Was hat das Wesen der Freien schon zu verlieren?

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.