Zweites Standbein +++ bezahlte Fortbildung +++ programmgestaltend zweiter Klasse

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Honorarrahmen-Kommission (fka „Konfliktkommission“) hat getagt, drei Stunden lang vor allem über die Einstufung der Redaktionsdienste gesprochen und – täterätää: keine Ergebnisse erzielt. Am 13. März werden die Gespräche fortgesetzt. Alles wie erwartet also. An den Honoraren ändert sich einstweilen nichts.

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Und weil das so ist, ändern die Kolleg*innen von BA und der Abendschau auch nichts an der Suche nach einem zweiten Standbein. Die Sendungen vom heutigen Freitag sind schon deswegen einen Blick wert, weil sie ganz in der Hand von den Festen waren – die Freien hatten sich für heute nicht einteilen lassen. #tobecontinued

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Warum werden die Untertitler vom rbb- bzw. ARD-Text eigentlich nicht auf 241 Euro angehoben? Weil sie zum 1.1. plötzlich nicht mehr als Redakteur*innen abgerechnet werden, sondern zum Mindestsatz von gehobenen Assistent*innen. Was zwar sachlich Quatsch ist, weil sie ja keine Assistenz-Dienste leiten, sondern ganz selbständig Programmangebote realisieren (nämlich Untertitel), was ziemlich genau der neuen Definition von Redakteur*innen entspricht. Aber dem rbb ist das zu teuer, so dass er Untertitler als „nicht tarifiert“ betrachtet – und stattdessen den Assistenzsatz 208 Euro zahlt.

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„Nicht tarifiert“ ist auch die Begründung, warum der rbb die Brandsicherheitswachen unter dem Berliner Mindestlohn beschäftigen will. Bei demnächst 12,50 pro Stunde sind das am Tag mindestens 100 Euro, die Brandschutzwachen bekommen derzeit 90 (in Worten: neunzig)! Dabei wären auch 100 Euro ein Witz: Brandsicherheitswachen sind gelernte Feuerwehrleute – die Gebührenordnung für die Feuerwehr sah zuletzt 21,30 Euro vor – pro halbe Stunde. Sorry, „nicht tarifiert“ bedeutet nicht: zum Spottpreis.

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Schöne Dinge gibt es natürlich auch. Über die Ausschreibung des Social-Media-Bootcamps haben wir uns sehr gefreut. Nicht nur, weil das Konzept eine gewisse Entschlossenheit signalisiert, nun mal tatsächlich nicht nur zu reden, zu jammern oder zu fordern, sondern mal ernsthaft anzufangen. Sondern auch, weil das Honorarangebot für Freie (241 Euro) zwar an der absoluten tariflichen Untergrenze liegt, aber immerhin mal in der richtigen Größenordnung. Kein Wunder, wenn es plötzlich viele viele Bewerber für das Angebot gibt. Wer nicht zum Zug kommt: Bitte wendet euch an die Freienvertretung. Bei der Auswahl der Teilnehmenden haben wir ein Mitbestimmungsrecht.

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Der Glückwunsch der Woche geht aber an radioeins: Schon wieder ein neuer Festangestellter! Manchmal muss man als langjähriger Freier dem Sender ein bisschen auf die Sprünge helfen. Nach dem Zuwachs in der Musikredaktion im Januar legalisiert auch die Onlineredaktion das Beschäftigungsverhältnis zu einem langjährigen Freien – wenn auch nicht ganz freiwillig. Aber auch das Landesarbeitsgericht bestätigte als letzte Instanz: Zumindest dieser angeblich freie Onlineredakteur war schon seit 2005 angestellt. Die Freienvertretung hat den Fall über Jahre begleitet und freut sich sehr!

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Auch über eine erstmal despektierlich klingende lockere Äußerung des Vorsitzenden Richters. Dass Freie als „Mitarbeiter zweiter Klasse“ behandelt werden, ist ja schon schlimm genug – jetzt begründete das Gericht die Entscheidung auch damit, dass der Kollege ja zwar irgendwie ein „programmgestaltender Mitarbeiter“ sei, aber eher „programmgestaltend zweiter Klasse“ – so dass dies einer Festanstellung nicht im Wege stehe. Klingt irgendwie nicht schön, ist aber ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit – denn bisher hat der rbb immer die Auffassung vertreten „programmgestaltend“ sei so was wie schwanger – ein bisschen geht nicht – und eine feste Stelle schon gar nicht. Doch, sagt jetzt das höchste Arbeitsgericht in Berlin und Brandenburg:  Wer nur (ein) wenig Einfluss auf Programminhalte hat, hat durchaus Chancen auf Festanstellung. Wir fordern schon lange: Bestandsschutz auch für Programmgestaltende! Das Urteil ist Rückenwind. Die Revision wurde nicht zugelassen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Eure Freienvertretung