Beendigungsschutz + Freienversammlung + Zukunftsprozess

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

viele rbb-Freie dürften derzeit zittern, was zuerst kommt: Ein Ankündigungsschreiben über die Beendigung oder wesentliche Einschränkung ihrer Tätigkeit aufgrund der massiven Einsparungen im Programm. Oder die Tarifeinigung über einen Beendigungsschutz aka Bestandsschutz, der sie womöglich vor den schlimmsten Auswirkungen dieser Kürzungen schützen würde. Auch die Freienvertretung kann hier keine fundierte Einschätzung geben. Allerdings kommen die Einschläge bei den Programmkürzungen näher.

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Auch wenn der rbb nach unserer Kenntnis noch keine Ankündigungsschreiben in größerem Umfang verschickt: Die beschlossene Abgabe des Mittagsmagazins an den MDR zum Ende des Jahres, die jetzt erst bekannt gewordenen Kürzungen bei den Radionachrichten um eine halbe Million Euro sowie die Einstellung von Fernsehmagazinen wie der rbb-Praxis werden wohl nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigung und das Einkommen freier Mitarbeiter:innen bleiben. Mit Sorge stellen wir fest, dass es offenbar auch Bereiche trifft, die angeblich von Kürzungen nicht betroffen oder sogar gestärkt werden sollten: So hören wir jedoch von freien Kolleg:innen etwa bei Brandenburg aktuell oder Antenne Brandenburg, dass sie ebenfalls mit Sparvorgaben oder rückläufigen Einsatztagen zu kämpfen haben.

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Wir drücken allen Kolleg:innen die Daumen, dass sie von Beendigungen oder wesentlichen Einschränkungen verschont bleiben. Sollte es jedoch dazu kommen, muss die jüngst im Zukunftsprozess beschlossene Maßnahme umgesetzt werden: Beendigung erst, wenn auch in anderen Bereichen des rbb nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten gesucht und diese nicht gefunden werden konnten.

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Während also die Sparwelle rollt, ist eine Prognose über das Inkrafttreten des angestrebten Beendigungsschutzes schwierig. Immerhin, die Tarifverhandlungen laufen weiter. Gewerkschaften und rbb haben sie am Montag zumindest aus Sicht des rbb in „äußerst konstruktiver Atmosphäre“ fortgesetzt und „sich in den entscheidenden Positionen weiter deutlich aufeinander zubewegt.“ Die Gewerkschaftsseite klingt noch nicht ganz so euphorisch. Offenbar besteht ja auch in wichtigen Punkten noch Dissens: Etwa darüber, auf welcher Grundlage die Honorargarantie berechnet wird. Oder unter welchen Voraussetzungen „betriebsbedingte Beendigungen“ auch von geschützten Freien möglich sein können – ohne dass der Beendigungsschutz genau dann versagt, wenn die Freien ihn am dringendsten brauchen. Viel Gesprächsbedarf also noch – am 20. Juni sollen die Verhandlungen weitergehen.

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Dagegen herrscht momentan Funkstille bei den Honorar- und Gehaltstarifverhandlungen. Die Verhandlungen stecken in der „Sackgasse“, teilten die Gewerkschaften nach der bislang letzten Runde am 15. Mai mit. Eine Woche später informierten sie alle Interessierten in einer Teams-Veranstaltung über Hürden und Fallstricke, die eine Einigung so schwierig machen. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es immer noch nicht, aber in der kommenden Woche wollen sich die Gewerkschaften nach Kenntnis der Freienvertretung positionieren.

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Ihr merkt: Es ist gerade viel los im Sender. Was das für uns Freie bedeutet und wie wir uns im Spannungsfeld von Kürzungsplänen, Bestandsschutzverhandlungen, Tarifauseinandersetzungen und Zukunftsprozess positionieren wollen, möchten wir euch allen auf einer Freienversammlung besprechen: am Dienstag, den 13. Juni von 10 bis 12 Uhr in Potsdam (Raum 311 im Dachgeschoss des SZF). In Präsenz und per Teams. Bitte streicht euch den Termin schon mal dick im Kalender an! Genauere Informationen sowie den Teilnahmelink bekommt ihr nächste Woche zusammen mit einer ausführlichen Einladung.

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Apropos Zukunftsprozess: Am Dienstag hat sich einmal mehr der Entscheidungskreis getroffen, um über fünf weitere Vorschläge aus den Themengruppen abzustimmen. Dabei war sich die Runde einig, dass eine Jobbörse für Freie eingeführt werden soll, die besser funktioniert als das wenig genutzte „Freie Brett“ im Intranet. Diese soll außerdem von den Bereichen verbindlich genutzt werden, bevor neue Freie ins Haus geholt werden. Außerdem wurde eine „Resonanzgruppe“ für Entscheidungen der Geschäftsleitung sowie die Erarbeitung einer „Digitalisierungsstrategie“ für die inneren Abläufe des rbb beschlossen.

Weitere Maßnahmenvorschläge, die Entscheidungswege transparenter zu machen und das häufige Abmelden von Freien bei der Krankenkasse zu beenden, sollen nachgeschärft und dem Entscheidungskreis erneut vorgelegt werden.

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Gerade von den Problemen vieler Freier mit ihrer Krankenkasse kann leider auch die Freienvertretung ein Lied singen. Oft wenden sich Kolleg:innen an uns, denen ihre Kasse trotz durchgängiger rbb-Beschäftigung mitteilt, dass sie sich mangels Arbeitgeber freiwillig versichern müssten. Schlimmer noch sind Fälle, in denen die Betreffenden beim lange vereinbarten Arzttermin erfahren, dass sie momentan gar nicht krankenversichert sind – und ergo auch nicht behandelt werden können. Die Themengruppe „Lage der freien Mitarbeitenden“ will dieses Problem jetzt anhand konkreter Beispiele analysieren und Lösungen dafür finden. Wenn euch in den letzten Monaten auch so etwas passiert ist und ihr dabei mithelfen wollt, dass das in Zukunft unterbleibt: Wendet euch gerne an die freienvertretung@rbb-online.de. Wir stellen dann einen vertraulichen Kontakt zur Themengruppe her.   

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Eure Hilfe ist ebenfalls bei der laufenden „Gefährdungsbeurteilung“ – kurz GBU – im CNC gefragt. Hierbei werden Arbeitsplätze und Tätigkeiten im Hinblick auf mögliche physische und psychische Belastungen untersucht – mit dem Ziel, diese abzubauen. Aktuell sucht das betriebliche Gesundheitsmanagement nach festen und freien Kolleg:innen, die zu vertiefenden Interviews bereits sind. Eine gute Sache, findet die Freienvertretung. Wenn ihr also im CNC arbeitet und interessiert seid, wendet euch auch gerne an uns oder direkt an das gesundheitsmanagement@rbb-online.de.

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Zum Ausklang unser wöchentlicher Blick auf die aktuelle Sommerurlaubsplanung der Freien: In dieser Woche wurde die Grenze von 300 Teilnehmer:innen überschritten! Wie schon im letzten Newsletter berichtet, hat der Fernseh-Vorabend wegen der Abwesenheit vieler Freier bereits eine Sendepause vom 17. bis zum 28. Juli beschlossen. Wer sich noch für den „Faulen Sommer“ anmelden möchte, findet auf der Seite des Aktionskomitees weitere Informationen.

Jetzt aber erstmal: schönes Wochende!

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.

Tarifverhandlungen Beschäftigungssicherung gehen in die nächste Runde

Am 30.5. haben rbb und Gewerkschaften ihre Verhandlungen über eine Beschäftigungssicherung für freie Mitarbeiter:innen fortgesetzt. Im Vorfeld hatte der rbb erstmals einen ausformulierten Vorschlag für einen entsprechenden Tarifvertrag vorgelegt, der sich zwar an dem Gewerkschaftsmodell einer „anwachsenden Honorargarantie“ orientiert, aber nach wie vor einige strittige Punkte enthält. Neben der Klärung diverser offener Detail- und Formulierungsfragen ist den Gewerkschaften vor allem wichtig, die noch bestehenden Löcher im „Sicherheitsnetz“ zu schließen:

  • Wie kann ausgeschlossen werden, dass der Beendigungsschutz im Falle von Etatkürzungen oder Programmumbau durch das Mittel „betriebsbedingte Beendigung“ ausgehöhlt wird?
  • Wie kann verhindert werden, dass die erreichte Honorargarantie „abgeschmolzen“ wird, wenn freie Mitarbeiter:innen in geringerem Umfang beschäftigt werden?
  • Wie kann ein dauerhafter und verlässlicher Schutz langjähriger Freier vor Beendigung hergestellt werden – vergleichbar dem im Manteltarifvertrag festgeschriebenen Kündigungsschutz für Festangestellten nach 15 Jahren?

Gewerkschaften und der rbb haben vereinbart, zu diesen und weiteren Punkten neue Formulierungsvorschläge auszuarbeiten. Die Verhandlungen sollen am 20.6. fortgesetzt werden.

Eure gewerkschaftliche Verhandlungsdelegation

Ver.di: Marika Kavouras, Kathlen Eggerling, Dagmar Bednarek, Andrea Mavroidis
DJV: Christoph Reinhardt, Michael Hirschler, Christoph Hölscher

HF-Nachrichten + Deckel für AT-Gehälter? + Streik oder Schlichtung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gute Kommunikation ist doch alles – gerade in einem Unternehmen, dessen Kernaufgabe Kommunikation ist. Sollte man meinen, kann aber auch gehörig schief gehen. Das zumindest konstatieren die Kolleg:innen der Hörfunk-Nachrichten. Denn erst etliche Wochen nach Verkündung der sog. „strategischen Weichenstellung“, die von vielen als Euphemismus für „knallharten Sparkurs“ verstanden wird, kommt ein weiteres Riesenloch in der Senderkasse zum Vorschein. Die gute Nachricht: alle Hörfunkwellen bleiben wie versprochen erhalten. Die schlechte: es müssen zusätzliche 500.000 Euro bei den Radioprogrammen eingespart werden. Der Rotstift soll nun bei den HF-Nachrichten angesetzt werden. Eine Arbeitsgruppe (hauptamtlich Verantwortlicher) eruiert „Synergiemöglichkeiten“ in dem Bereich. Die Rahmenbedingungen: die Morning-Shows aller Wellen sollen unangetastet bleiben und auch die landestypischen Nachrichten sollen nicht angefasst werden. Sparen ist vor allem in den Hörer:innen armen Randzeiten angesagt.

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Rundfunkrat + Umfrage-Countdown + Freienversammlung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wann hat es das jemals gegeben? Einen (sender-)öffentlichen Austausch über das Prozedere und die Kandidat:innen-Auswahl zur anstehenden Intendant:innenWahl. Die in den letzten Monaten von der Belegschaft immer wieder lautstark geforderte Transparenz bei allen das Haus (und die Mitarbeitenden) betreffenden Entscheidungen scheint zumindest hier ernst genommen zu werden. Jedenfalls fühlte sich der neue Rundfunkratsvorsitzende, Oliver Bürgel, zu einer  Stellungnahme im Intranet veranlasst. Darin stellt er klar, dass er das gewählte und abgestimmte Verfahren einer öffentlichen Ausschreibung und einer Auswahl der eingegangenen Bewerbungen durch die Findungskommission nicht in Frage stellen wird.

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Wie weiter in der Tarifauseinandersetzung?

Die GTV-Verhandlungen stecken in der Sackgasse“, so sehen es die Gewerkschaften DJV und ver.di. Für die Beschäftigten des rbb bedeutet das, noch länger auf die Auszahlung des dringend benötigten Inflationsausgleichs und auf Lohn- bzw. Honorarsteigerungen zu warten. Und das in Zeiten weiterhin steigender Preise und großer wirtschaftlicher Ungewissheit für die rbb-Mitarbeitenden.

Viele von uns können schon lange nicht mehr nachvollziehen, wieso es bislang zu keiner Einigung gekommen ist. Nach zwei Warnstreiks, weiteren angekündigten Protestaktionen und der mittlerweile 8. ergebnislos verlaufenen Tarifrunde haben die allermeisten den Überblick verloren, wo genau die Knackpunkte liegen.

Das regelmäßig tagende Aktionsbündnis der freien Mitarbeitenden will Licht ins Dunkel der verfahrenen Tarifauseinandersetzung bringen und lädt deshalb alle Interessierten – freie wie feste Kolleg:innen – zu einer Informationsveranstaltung zum Thema ein. Selbstverständlich sind Expert:innen der Gewerkschaften eingeladen, die den Stand der Verhandlungen erläutern und aufzeigen, wie es weitergehen könnte oder sollte.

Die Veranstaltung findet am kommenden Montag, den 22. Mai 2023 um 19 Uhr per Teams statt.

Tarifverhandlungen + Freienkongress + Intendantenwahl

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gerade mal eine Woche ist es her, das hat dieser Newsletter die Intranet-Meldung der rbb-Tarifverhandlungs-Delegation zitiert („gutes Gefühl“), auf die für heute angesetzte Fortsetzung der Honorar- und Gehaltstarifverhandlungen verwiesen und das Schweigen der Gewerkschaften erwähnt. Heute schweigt die Gewerkschaft zwar immer noch, aber hat für Montag eine Erklärung angekündigt. Spoiler: Von einem „guten Gefühl“ kann nach der heutigen Runde nicht mal mehr die Geschäftsleitung reden.

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Offener Brief

Warum es so nicht zu einer Tarifeinigung kommen kann


Streik und wieder Streik und immer noch keine Tarifeinigung in Sicht. Warum?
Die rbb-Geschäftsführung will keine soziale Abstufung bei den Tarifsteigerungen, obwohl die Einkommensschere mit den Jahren zwischen oben und unten im rbb immer größer geworden ist. Die Gehälter der rbb-Führung sind nach wie vor extrem hoch, obwohl der rbb durch das massive Fehlverhalten seiner Führung in die Krise gekommen ist. Wir Mitarbeiter*innen sollen die Suppe auslöffeln, die wir nicht versalzen haben. Das ist unfair. Und das können wir nicht akzeptieren!

Argument gegen eine soziale und nachhaltige Komponente bei den Tariferhöhungen von Seiten der rbb-Verhandlungsführer: Die Mehrverdienenden hätten ja auch höhere Ausgaben: Kosten für ein Haus, eine Privatschule oder eine Privatkita zum Beispiel. Das ist zynisch! In Zeiten, in denen Mitarbeiter*innen der unteren Gehaltsstufen und viele unserer Beitragszahler*innen beim Einkaufen überlegen müssen, was in den Korb kann. Es ist zynisch in Zeiten, in denen freie Mitarbeiter*innen um ihre Jobs bangen müssen, weil die rbb-Geschäftsführung sich nicht zu einem Bestandsschutz für arbeiternehmerähnliche Freie durchringen kann. Es ist zynisch in Zeiten, in denen Programm weggespart wird! 2,8 % mehr für Gutverdienende ebenso wie für die unteren Einkommensstufen kann also in diesen Zeiten nicht die Lösung sein!

Unsere Interimsintendantin Katrin Vernau möchte Intendantin des rbb bleiben. Sie zeigt uns, die wir seit Jahren und Jahrzehnten das Programm dieses Senders machen, aber keine Wertschätzung! Will sie wirklich unsere Intendantin bleiben?! Sie begründet ihre Härte bei den Tarifverhandlungen damit, dass der rbb kein Geld habe. Geld für überhöhte Führungsgehälter ist aber nach wie vor da! Warum bekommt die Intendantin des rbb nach wie vor mehr Geld als die politische Führung unserer Bundesländer? Das ist keiner Beitragszahlerin, keinem Beitragszahler zu vermitteln. Das ist der Politik, die über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entscheidet, nicht zu vermitteln. Und uns Mitarbeiter*innen, die wir an einer Zukunft unseres Senders hängen, auch nicht!

An die rbb-Geschäftsführung: Zeigen Sie uns, dass Sie bereit sind, selbst den Gürtel enger zu schnallen. Wie wäre es mit dem Verzicht der oberen Gehaltsbezieher*innen auf die tariflichen Lohnsteigerungen? Damit die anderen Mitarbeiter*innen eine an ihrem Gehalt bemessene und der Inflation entsprechende Erhöhung ihrer Gehälter bekommen. Damit wir beim Honorarrahmen für Freie endlich den Zielhonorarrahmen erreichen. Damit endlich ernsthaft über einen Bestandschutz für alle Freie im rbb geredet werden kann.

Wir glauben an die Zukunft des rbb. Einen anderen rbb. Wir glauben an die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Einen anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Zeigen Sie uns, dass Sie das auch tun! Bewegen Sie sich!

Ihre Mitarbeiter*innen des rbb

Zustimmung gerne an verdi-rbb-exclusiv@lists.verdi.de

Offener Brief

rbb PRAXIS muss bleiben!

Mit großer Bestürzung haben wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der rbb PRAXIS von den Plänen der Geschäftsführung Kenntnis genommen, die lineare Ausstrahlung der über 30 Jahre auf dem Mittwochs-Sendeplatz um 20.15 Uhr ausgestrahlten Gesundheitssendung ab 2024 einzustellen.

Wir fordern:

  • den Erhalt des Themas „Gesundheit“ auf dem Sendeplatz Mittwoch 20.15 Uhr; gegebenenfalls in neuer Form, aber mit aktuellen Gesundheitsthemen aus der Region und mit Service für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer.
  • den Erhalt des Kompetenzzentrums rbb PRAXIS als Zulieferin von trimedialen und vertiefenden Gesundheitsthemen. Mit klaren Absprachen und Strukturen der Zulieferungsbedingungen: Zielredaktionen, Sendeplätze und Sendezeiten.
  • den Erhalt der Webseite rbb PRAXIS mit der bekannten URL.

Starke Zuschauerbindung

Wir können die Entscheidung, das TV-Formt rbb PRAXIS abzusetzen, nicht nachvollziehen und haben bis heute auch keine Argumente gehört, die diesen harten Schnitt begründen würden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer der PRAXIS sind ein treues Publikum, das Woche für Woche einschaltet. Der rbb verprellt mit dieser Entscheidung genau diejenigen, die gern ihre Rundfunkgebühren zahlen und sich thematisch, regional und persönlich an den Rundfunk Berlin Brandenburg gebunden fühlen. Auf diese Zuschauerinnen und Zuschauer sollten wir nicht verzichten.

Hinzu kommt: die Redaktion ist eng mit den Gebührenzahler:innen verbunden. Wir haben ein treues Studiopublikum, erhalten viele Zuschauerbriefe und Mails, häufig mit medizinischer Fragestellung. Medizinische Fragen werden alle beantwortet, und zwar von einer Fachärztin für Innere Medizin und Redakteurin der rbb PRAXIS. Wir beantworten aber nicht nur Fragen, sondern greifen Zuschauer-Themen in unserer trimedialen Berichterstattung auf. Das ist genau die Interaktion mit dem Publikum, die sich der rbb wünscht.

Erfolgreiche Webseite & preisgekröntes Digitalformat

Die Webseite „rbb-praxis.de“ ist DIE am häufigsten geklickte Seite des rbb Fernsehens. Von der reinen Sendebegleitung hat sie sich schon lange zur Gesundheitsseite gewandelt – mit eigenen User fokussierten und multimedial verknüpften Inhalten. Seit rund einem Jahr ist sie mit der starken Brand „rbb PRAXIS“ auch regelmäßig Seite-1-Suchergebnis bei Google, der wichtigsten Suchmaschine im weltweiten Netz. Zu verdanken ist das einem aufwendigen und sehr erfolgreichen SEO-Projekt. Diese jahrelange Aufbauarbeit muss erhalten bleiben, was zumindest voraussetzt, dass die URL der Webseite erhalten bleibt.

Beteiligt ist die rbb PRAXIS Redaktion auch am TikTok Format safespace. Safespace ist mehrfach preisgekrönt, unter anderen mit dem Grimme Online Award, dem Prix Italia oder dem DOK.digital. Und safespace ist „pädagogisch wertvoll“. Dieses Info-Format für junge weiblich gelesene Personen im Alter von 14 bis 16 Jahren wurde gemeinsam von rbb PRAXIS und FRITZ entwickelt und umgesetzt und wird bis heute von der rbb PRAXIS Redaktion inhaltlich mitbetreut.

Beste Vernetzung ins Berliner Gesundheitswesen

Berlin ist DIE Gesundheitsstadt in Deutschland. Hier gibt es mit der Charité das größte europäische Klinikum überhaupt; zudem bedeutende Forschungseinrichtungen wie das Max-Delbrück-Centrum, das Berlin Institute of Health oder das Robert Koch-Institut, um nur einige zu nennen. Die Redaktion von rbb PRAXIS leistet mit Ihren fünf festangestellten und mehr als einem Dutzend freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine kontinuierliche Berichterstattung über Gesundheitsthemen vor Ort. Wir verfügen über ausgezeichnete Kontakte in die Berliner Gesundheitsszene, die auch von anderen Redaktionen im Haus gern abgerufen werden. Das hat sich vor allem während der Corona-Pandemie gezeigt, als „Gesundheit“ fast täglich auf der Nachrichtenagenda war. Diese Expertise ist über Jahrzehnte aufgebaut worden und findet nicht nur im Fernsehen statt, sondern – durch die inzwischen über zehn Jahre andauernde Zusammenarbeit mit Inforadio – auch im Radio und im Internet. rbb PRAXIS war die erste Redaktion im rbb, die trimedial gearbeitet hat. Und auch die erste Gesundheitsredaktion, die alle drei Ausspielwege bedient.

Höchste gesellschaftliche Relevanz

Unsere Sorge ist, dass durch den Wegfall der wöchentlichen TV-Gesundheitssendung und das Ende der Zusammenarbeit mit Inforadio, Gesundheitsthemen im rbb viel zu wenig vorkommen werden. Und, dass kein Platz mehr sein wird für fundierte Recherche und Hintergrundinformationen zu diesen Themen. Zwar werden gesundheitspolitische Themen wie etwa die Krankenhausreform oder der Pflegenotstand weiterhin in der tagesaktuellen Berichterstattung aufgegriffen. Aber es gibt andere Themen, die es in Zukunft schwer haben werden. Wer informiert aus erster Hand über neue Therapien und ihre Relevanz für kranke Menschen? Wer berichtet über die Situation chronisch Kranker und wo sie Hilfe finden? Wo kommen Menschen mit psychischen Erkrankungen zu Wort? Und wo finden Gebührenzahler:innen Informationen dazu, wie eine Reha beantragt wird oder wie man einen Termin beim Spezialisten oder der Spezialistin bekommt?

Gesundheit am Mittwochabend muss bleiben

Wir fordern die Geschäftsleitung des rbb auf, ihre Entscheidung zu überdenken. Vor allem die Aufgabe des etablierten Sendeplatzes für Gesundheit am Mittwochabend halten wir für falsch.

Im Moment ist geplant, dass Gesundheitsthemen für die Mediathek first produziert werden, die dann im Nachgang um 21 Uhr nach dem SUPER.MARKT linear ausgestrahlt werden sollen. Wir bezweifeln sehr, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer Gesundheitsthemen, auf diesem Sendeplatz finden werden. Der schon als „SUPER-Montag“ deklarierte Sendeplatz ist ganz klar mit Verbraucherthemen assoziiert.

„Hochglanz“ erfordert Zeit und Geld

In den geplanten Mediatheks-Projekten werden zudem nur ganz bestimmte Themen vorkommen, die längst nicht mehr die Vielfalt abbilden werden, die wir bislang bedient haben. Klar ist: „Hochglanz-Gesundheitsprodukte“ für die Mediathek lassen sich nicht mit einem Sparbudget realisieren, wie nicht zuletzt beim „Digital Day“ sehr deutlich wurde. Um in der Mediathek erfolgreich zu sein, braucht es intensive Formatentwicklung, aufwendige Produktion und geeignete Maßnahmen zur Distribution.

Die Geschäftsleitung sollte sich fragen, wie wichtig ihr die Gesundheitsberichterstattung im rbb ist und wie diese zuverlässig und nachhaltig finanziert werden kann – trotz des notwendigen Sparkurses!

Berlin, im Mai 2023