Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie auch immer die rbb-Nachwelt über die Ereignisse vom 5. Mai urteilen mag: Zumindest für diesen bescheidenen Newsletter markiert die 18. KW einen gewissen vorläufigen Höhepunkt. Alte*r, was diese Woche wieder los war!
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Schon der Sonntag (1. Mai) hätte locker genug Stoff für eine eigenen Newsletter-Ausgabe geboten. Kundgebung vorm Fernsehzentrum! Die Masurenallee weiträumig absperrt. Rote Herzen umschweben den BLOSS-NICHT-KAPUTTSPAREN-Motivwagen der Gewerkschaften und die, äh, rund 200 Teilnehmenden (Kinder und Hunde mitgezählt). Die Vertreterinnen des DJV-Landesvorstands bzw. des ver.di-Senderverbands berichten vom Scheitern der Tarifverhandlungen und kündigen Warnstreiks an.
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Am Montagvormittag (2. Mai) bekommt der rbb es auch noch schriftlich: Die Gewerkschaften sind bereit, um ihren Tarifvertrag zu kämpfen. Entweder ein deutlich verbessertes Angebot auf Basis des Vorschlags der Gewerkschaften. Oder …
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… Warnstreik noch in dieser Woche, sickert am Montagabend nach dem Treffen der Orgagruppe durch. Offenbar auch in die Programmdirektion, jedenfalls …
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… nutzt am Dienstagnachmittag der Programmdirektor die Direktionsversammlung („keine Jubelveranstaltung“) nicht nur für Selbstkritik wegen der Vorabend-Reform („teilweise selbstverschuldet“, im Mitschnitt ab 10:40). Sondern spricht auch den angekündigten Warnstreik an („echt bedauerlich“). Wer noch nach Gründen sucht, warum der Streikaufruf zwei Tage später so erfolgreich war, wird vielleicht in der knapp 35minütige Diskussion fündig (ab 1:24:40): Die Belegschaft versucht am 3. Mai, der Führungsebene etwas Wichtiges mitzuteilen.
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Als hätten wir’s geahnt, kommt gerade noch rechtzeitig am Mittwochvormittag (4. Mai) der hastig gestemmte Spezial-Newsletter der Freienvertretung heraus. Während die Gewerkschaftsjurist*innen noch sorgfältig die Feinheiten des Streikaufrufs abstimmen. Im Laufe des Abends schwant wohl auch der Geschäftsleitung, dass sie kein Problem mit den Freien, sondern ein Problem mit der ganzen Belegschaft hat. Weil das Streikrecht für Solidaritätsstreikende Grenzen setzt, müssen die Gewerkschaften abwägen, welches 6-Stunden-Streik-Fenster für die Angestellten geöffnet wird. Auch weil der Anteil der Festen beim Fernsehen höher ist als in den anderen Bereichen, bekommt 14 bis 20 Uhr den Zuschlag.
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Der 5. Mai beginnt mit dem Tesafilm-Knarzen beim Plakate-Ankleben, mit Vogelgezwitscher in der Masurenallee und im Kulturprogramm mit Musik. Und noch mehr Musik. Und immer so weiter. Unser Hörer Jürgen T. schreibtden Programmverantwortlichen von seiner Verwirrung am Morgen: Keine Moderatorin. Keine Wortbeiträge, sogar die Zeitansage habe gefehlt. „Schließlich kam ich auf den richtigen Gedanken: Alles, was fehlte, wird sonst von den Freien beigetragen. … Zeigen Sie Respekt für die Freien Mitarbeiter:innen und wahren Sie deren Rechte!“
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Respekt und Rechte, das kommt der Freienvertretung jedenfalls seltsam vertraut vor, und ist wahrscheinlich der Kern der ganzen Geschichte. Und die vielen vielen anderen Geschichten vom 5. Mai werden wir uns ganz bestimmt noch lange am Lagerfeuer erzählen: „… am Tempodesk war wirklich niemand … der Chef hat dann einfach selbst moderiert …. als die Festen am Nachmittag auch weg waren, hamse einfach die rbb24-Site eingefroren … kein Kamerateam ist rausgefahren … die Grafik war komplett dicht, nicht mal ne Grafik für das Wetter war da … ja, auch Frankfurt und Cottbus waren dabei … und dann war da noch was mit einem Stehtisch am Templiner See … der 5. Mai 2022 war ein Donnerstag, da bin ich ganz sicher – und es gab keine Kinotipps … abends hatten wir jedenfalls alle Sonnenbrand … #tobecontinued.
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Save the date: 11. Mai, 11 Uhr – Belegschaftsversammlung mit der Intendantin. Wir werden dabei sein.
Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!
Eure Freienvertretung