Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Jahre vergehen, der Stress in der Vorweihnachtszeit bleibt. Die Freienvertretung fragt sich, ob die Zahl der brennenden Kerzen tatsächlich für immer mehr Licht und immer mehr Hoffnung stehen – oder ob die im rbb-Kontext einfach nur die aktuelle Eskalationsstufe anzeigen.
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Gerade rechtzeitig zum 2. Advent haben die Tarifparteien die 2. Verhandlungsrunde zur Beschäftigungssicherung hinter sich gebracht. Statt den Schwelbrand von letzter Woche („25 Jahre ist die kleine Schwester von nie“) zu löschen, hat die Geschäftsleitung entschlossen die nächste Flamme gezündet. 20 Jahre sollen das letzte Wort sein – aber nur in Kombination mit der Möglichkeit von betriebsbedingten Beendigungen. Hust, ächz, stöhn auf der Gewerkschaftsseite und tränende Augen: Ein Beendigungsschutz ohne Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen ist, äh, was genau eigentlich? Eine Nebelkerze? Licht in der Finsternis? Eine Mottenfalle?
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Die Freienvertretung rät jedenfalls zu besonderer Aufmerksamkeit beim Umgang mit brennbarem Material. Am Dienstag treffen sich Freiensprecher*innen, um das Brandschutzkonzept zu aktualisieren. Denn auch wenn sich der Rauch bis Weihnachten verziehen sollte (bis Mitte Dezember will die Geschäftsleitung den Gewerkschaften ihre Vorstellung von betriebsbedingten Kündigungen schriftlich geben) – es hat sich eine Menge Zeug angesammelt.
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Zum Beispiel haben die aktuellen Redaktionen überraschend viele EB-Teams abgemeldet. Falls sich jemand wundert, wenn bei aktuellen Ereignissen kein Team zur Verfügung steht: Das ist so gewollt und wird sich im kommenden Jahr noch steigern. Ob da nun gestalterische Gründe die ausschlaggebende Rolle spielen („Mojo-Ästhetik“) oder doch eher die Einsparmöglichkeiten? Das könnte man eigentlich dahingestellt sein lassen – wenn es denn Einsparmöglichkeiten geben würde. Denn was die Redaktionen an Qualität und Kosten einsparen, zahlt der rbb an anderer Stelle wieder drauf: Rund 140 Schichten pro Monat vor allem für Kameraleute fallen weg. Wer Bestandsschutz hat, bekommt natürlich eine Ausgleichszahlung, die Freienvertretung kommt überschlägig auf 650.000 Euro Arbeitgeberbrutto. Ganz schön viel, dafür dass kein bisschen Material gedreht wird. Das kann also nicht das letzte Wort sein.
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Auch der Changeprozess von zibb zum neuen Vorabend spielt dabei eine Rolle: Die deutlich billigeren Nachfolgeformate müssen mit deutlich weniger Teams auskommen. Die Freienvertretung drückt jedenfalls allen Beteiligten alle Daumen, dass die Rechnung bei dieser Reform aufgeht. Der Umstieg von den zibb-Honoraren in eine neue Systematik war jedenfalls einer der größeren Schlamassel, die die Freienvertretung in den letzten Jahren begleiten durfte. Am Ende ist leider nicht alles gut geworden. Und leider muss die Freienvertretung auch konstatieren, dass die stufenweise Einführung des künftigen Honorarrahmens bisher nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist. Im CNC führt er zu ungleichen Honoraren bei gleicher Arbeit, im Vorabend zanken Juristen über die Anwendung der geschützten zibb-Honorare, und an die ungerechten Einstufungen gewöhnt man sich auch nach nunmehr fast zwei Jahren nicht. Traurige Bilanz nach zwei Jahren: Der Start-Rahmen muss weg, der Ziel-Rahmen wird dringend gebraucht.
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Immerhin eins kann man dem Start-Rahmen aber zugutehalten: Am Gender-Pay-Gap hat sich was getan! Im positiven Sinne: Während die Jahreshonorare von Männern und Frauen in den ersten Jahren der Freienvertretung meist um 2500-3000 Euro auseinanderlagen (zuungunsten der Frauen natürlich – bei gerade mal 1-2 Tagen, die die Männer mehr arbeiteten), ist der Unterschied in den letzten vier Quartalen erkennbar kleiner geworden. Jetzt beträgt der Abstand im Schnitt zwar noch knapp 500 Euro, aber weil die Frauen immer noch ein bisschen weniger arbeiten, geht das fast in Ordnung.
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Besonders ausgewogen ist das Verhältnis übrigens in der Berufsgruppe „Redakteur*in“. Wie es aussieht, hat sich die Angleichung vor allem der extrem niedrigen Honorare unter 251 Euro vor allem zugunsten von Frauen ausgewirkt, die bis dahin in den besonders schlecht bezahlten Honorargruppen überrepräsentiert waren. Weil der Start-Honorarrahmen im Vergleich zum vereinbarten Ziel-Honorarrahmen (bzw. zum Gehaltsniveau der Festen) immer noch um fast 20 Prozent zu niedrig ist, ist er natürlich alles andere als gerecht. Aber wenn sich der Trend bestätigt, werden freie Frauen im Programm zumindest nicht mehr doppelt ungerecht behandelt. Natürlich wird die Freienvertretung niemals den Tag vor dem Abend loben und auch künftig genau hinsehen.
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Noch keine Vorsätze fürs neue Jahr? Zumindest den Termin für den ARD-Freienkongress kann man sich schon mal notieren: 25.-26- März. Im Prinzip im frühlingshaften München, wenn es sein muss auch online von zuhause. Wir freuen uns schon jetzt auf BR-Intendantin Katja Wildermuth (die erste ARD-Intendantin, die früher selbst mal Freienrätin war) und wollen mit Heike Raab (Koordinatorin der Rundfunkkommission) über den Auftrag des Öffentlich-rechtlichen im Allgemeinen und die Rolle der Freien im Speziellen diskutieren. #savethedate
Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!
Eure Freienvertretung
Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.