Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nach dem fulminanten Auftakt am Montag – Tag des 2. Standbeins bei Brandenburg Aktuell und der Abendschau – und der höchst verspäteten Brutto=Netto-Informationsveranstaltung der Personalabteilung am Freitag war das Thema der Woche eindeutig: Geld.
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Für eine gerechte Einstufung in den neuen Honorarrahmen Programm und gegen die Kürzungen der Redaktionsetats um jeweils 250.000 € haben 70 Freie bei Brandenburg aktuell und der Abendschau mal gemeinsam auf ihrem zweiten Bein gestanden. Will heißen: Dem rbb standen sie an diesem Montag nicht zur Verfügung. Die Folge: Viele Dienste bleiben unbesetzt, die Festangestellten mussten die Sendungen des Tages fast alleine stemmen und die drohenden Sendelücken u.a. mit Beiträgen aus der Konserve oder langen Interviewstrecken füllen. Die Freien, so hörten wir, wurden jedenfalls schmerzlich vermisst. Auch sonst hat die Aktion wohl zu hektischer Betriebsamkeit in den Chefbüros geführt. Jedenfalls will der rbb die Konfliktkommission, die über strittige Fälle bei der Anwendung des Honorarrahmens entscheiden soll, nun ganz schnell einberufen. In der Sache ist allerdings noch nichts erreicht. Deshalb soll es auch im Februar den nächsten „Tag des zweiten Standbeins“ geben. Vielleicht machen dann ja auch noch Freie aus anderen Bereichen mit – Unmut über die Einstufung gibt es nämlich nicht nur bei den Kolleg*ìnnen von den Fernsehnachrichten.
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Tatsächlich wissen viele Programm-Freie noch immer nicht genau, was sie tatsächlich verdienen: ob ihre Arbeit als Dienst oder Werk, selbständig oder abhängig, mit oder ohne Zuschläge etc. etc. honoriert wird. Die Materie ist aber auch ganz schön kompliziert – selbst manche Führungskraft blickt da nicht so richtig durch. Auf 72 Seiten kommt das Paket aus Start- und Ziel-Honorarrahmen nebst Inkraftsetzungs-Tarifvertrag, 67 Seiten Tätigkeitskatalog mit knapp 1000 Schlüsselzahlen hat die Honorarabrechnung daraus kondensiert. Zu diesen Mega-Regelwerken kommen jetzt peu a peu die lokalen Honorarlisten für die einzelnen Redaktionen hinzu. Das eine oder andere Mal musste die Freienvertretung tief durchatmen – und wusste nicht immer, ob sie sich freuen sollte über so viel kreatives Engagement bei der Auslegung durch die Führungskräfte oder gleich die Revision in Marsch setzen sollte. Typische Begründungen: „Für uns ändert sich sowie nichts“, „Das lässt sich bei uns leider nicht umsetzen“, „Wenn wir das 1:1 anwenden, bricht hier alles zusammen“ (alle Zitate natürlich rein fiktiv).
Aber ganz im Ernst: Wir haben auch viel ehrliches Bemühen gesehen, die komplexen Regeln und Übergangsregeln nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen. Wir bitten alle Chefs und alle Freien um Geduld, falls es im ersten Anlauf nicht klappt. Wir schaffen das! Und die Freienvertretung berät gerne.
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…natürlich weiterhin auch in Sachen Sozialversicherungs- und Lohnsteuerpflicht. Am heutigen Freitag haben sich Herr Bielefeld und Frau Wulff von der Personalabteilung bei einer Informationsveranstaltungen den Fragen der Kolleg*innen gestellt, deren Honorarabrechnung jetzt von selbständig auf abhängig umgestellt werden soll. Vorweg: Der Saal war voll, die Stimmung am Siedepunkt. Die wesentlichen Ergebnisse kurz zusammengefasst: Bis Anfang April gibt es eine Übergangsfrist, in der alles so bleibt wie es ist, d.h. die Honorare der geschätzt 150 – 200 betroffenen Freien werden weiterhin brutto=netto ausgezahlt. Bis dahin, so die Zusage, habe jede*r Anspruch auf eine individuelle Prüfung und Beratung durch die Personalabteilung, die ggf. auch bei einer Statutsprüfung durch das Finanzamt und die Rentenversicherung unterstützt. Sollte diese bis zum 1. April nicht abgeschlossen sein, gebe es auch die Möglichkeit einer Fristverlängerung, bis die Abrechnung umgestellt wird. Außerdem solle der neue Tätigkeitskatalog noch einmal daraufhin überprüft werden, ob nicht doch weitere Tätigkeiten – etwa als Autor*in von kürzeren Beiträgen – selbständig abgerechnet werden können. Unsere Empfehlung: Wenn ihr der Meinung seid, bislang zurecht als Selbständige abgerechnet worden zu sein und auch weiterhin so abgerechnet werden wollt, wendet euch schnellstmöglich an eure*n zuständige*n Honorarsachbearbeiter*in! Solltet ihr dort keine Unterstützung bekommen, sagt uns bitte so schnell wie möglich Bescheid.
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Falls ihr vorher noch eine zweite Meinung zum Thema hören wollt: Michael Hirschler vom DJV steht für alle praktischen und juristischen Fragen zum Thema Umstellung zur Verfügung: 21.1., 17 Uhr, Berlin, Haus des Rundfunks, Raum ehem. 105er (1. OG über dem Eingang). Wir werden natürlich auch dabei sein.
Jetzt erstmal ein schönes Wochenende!
Eure Freienvertretung