Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir müssen über Geld reden. Denn in dieser Woche war Frauentag. Die Freienvertretung hat die neuesten Honorarzahlen für 2021 bekommen. Und in der ARD beginnen die Gehalts- und Honorartarifverhandlungen. Aber eins nach dem anderen.
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Die gute Nachricht zuerst! Auch wenn die bundesweite Equal-Pay-Initiative auch in diesem Jahr den deutschen Equal Pay Day auf den 7. März datieren musste – bei den Honorarempfänger*innen des rbb sieht die Sache inzwischen anders aus. Wenn sich die Freienvertretung nicht völlig verschätzt, lag der rbb-Freien-Equal-Pay-Day deutlich in der ersten Januarhälfte. Bei gut 41.000 Euro Durchschnittshonorar im Jahr 2021 haben die rbb-Freien-Frauen nur noch rund 500 Euro weniger bekommen als die Männer (obwohl sie sogar einen Tick länger dafür gearbeitet haben). Das ist nicht perfekt, aber dicht dran.
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Die Freienvertretung erinnert sich jedenfalls noch ungut an Zeiten, als der Honorarunterschied um die 3000 Euro betrug. Was haben wir 2015 Dresche bekommen von der damaligen rbb-Intendantin, als wir schüchtern darauf aufmerksam machten, und auf den Zusammenhang mit der damals völlig intransparenten Honorarstruktur. Warum die Lage heute deutlich besser ist, lässt sich wohl kaum auf einen Einzelfaktor reduzieren. Aber: Seit der Honorarrahmen Programm Anfang 2020 in Kraft getreten ist, ist der Abstand deutlich geringer geworden.
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Auch eine Rolle gespielt haben dürfte ein Effekt, der auch den Männern zugutekommt: Seit 2014 arbeiten die festen Freien immer kontinuierlicher für den rbb. Im Jahr 2014 lag der Durchschnitt der Arbeitnehmerähnlichen noch bei 154 Beschäftigungstagen – 2021 waren es 172 Tage. Frauen haben überproportional von dieser Entwicklung profitiert, auch dadurch wird die Honorarlücke kleiner. Ganz unabhängig vom Geschlecht: Von durchschnittlich 30.000 Euro (2014) sind die Honorare der Arbeitnehmerähnlichen auf 41.000 Euro (2021) gestiegen.
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Naja, auf sieben Jahre verteilt ist das so ein großer Sprung auch wieder nicht. Aber eine jährliche Steigerungsrate von 4,5 Prozent, zu der einen guten Teil auch die linearen Tarifsteigerungen beigetragen haben. Die Freienvertretung findet es jedenfalls richtig, wenn der Sender seine Aufträge vor allem auf die festen Freien konzentriert. Dass die Aufträge für freie Freie zuletzt wieder etwas weniger geworden sind, ist allerdings die Kehrseite.
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Womit wir nun von den eher guten zu den eher nicht so guten Dingen wechseln. Denn der Abstand zu den Festangestellten ist zwar etwas geringer geworden, aber immer noch gewaltig. In der Produktion sind zwar die Honorarsätze okay, aber dafür verhindert immer noch die Prognose bzw. die Limits für Bestandsgeschützte, dass Freie vom rbb gut leben können. (Im Übrigen sind wir der Meinung, dass die 5-Tage-Prognose abgeschafft werden muss.) Im Programm ist es umgekehrt: Die meisten können mit Rahmenverträgen zwar viele Tage im Monat arbeiten, aber dafür sind die Honorarsätze deutlich niedriger als die Gehälter der Festen. In Zahlen: C8-Redakteur*innen bekommen pro 7,7-Stunden-Arbeitstag 356 Euro, das Mindesthonorar für freie 3.1-Redakteur*innen liegt bei 251 Euro (für 8 Stunden). Äpfel- und Birnen-Vergleich?
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Eher ein Kleiner-Apfel-großer Apfel-Vergleich. Richtig ist, dass es zwar eine ganze Reihe Freie gibt (vor allem beim Fernsehen), die mehr als das Mindesthonorar bekommen, weil ihre Bestandshonorare seit 2020 durch den Tarifvertrag geschützt sind. Davon kann sich aber keiner etwas kaufen, dessen Honorare bis dahin z.B. beim Radio oder in einer Onlineredaktion niedriger waren. Im CNC liegt derzeit die Honorarspanne bei bis zu 90 Euro (für die gleiche Tätigkeit). Die Freienvertretung ist überzeugt: Das kann man vielleicht für eine Übergangszeit aushalten. Aber wenn im Herbst mit der nächsten Gehalts- und Honorarerhöhungsrunde die Gelegenheit zur Anpassung ansteht, hat die Übergangszeit schon fast drei Jahre lang gedauert.
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Noch ein letzter tiefer Stoßseufzer in Sachen Geld für heute: Wieder mal ein Jahr, in dem jede*r neunte Arbeitnehmerähnliche keinen einzigen Urlaubstag beantragt hat. 169 Kolleginnen und Kollegen, ziemlich exakt so viele Männer wie Frauen, längst nicht alles Studierende, sondern im Durchschnitt reife 40 Jahre alt, viele davon mit Rahmenvertrag oder Bestandsschutz. Urlaub nicht beantragen heißt, auf fast 12 Prozent des Einkommens zu verzichten. Jetzt aber schnell, bis April ist noch nichts verloren, danach verfällt er endgültig.
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Apropos Urlaub: Die Osteraktion macht langsam richtig Spaß. Inzwischen fahren über 300 Kolleginnen und Kollegen mit! Und der nächste Mittwoch ist der Tag, der wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die Sommer- und Herbstferienplanung haben wird. In den Tarifverhandlungen zur Beschäftigungssicherung will die Geschäftsleitung den Gewerkschaften verraten, was sie vom jüngsten Angebot hält. Wie die Antwort der Freien auf die Antwort der Geschäftsleitung lautet, wollen die Verhandlungsteams der Gewerkschaften und die Freiensprecher*innen am Donnerstag um 17 Uhr besprechen.
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Save the date: 23.-25.3., täglich um 18 Uhr: ARD-Freienkongress! Kulturstaatssekretärin Claudia Roth ist leider verhindert, aber sie schickt uns ihren Abteilungsleiter für Medien und Internationales, Jan Ole Püschel. Die Vorsitzende der Rundfunkländerkommission Heike Raab dagegen kommt selbst, ebenso wie BR-Intendantin Katja Wildermuth, der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall und die DJU-Geschäftsführerin Monique Hofman. Undviele viele andere! Das ganze Programm gibt es hier.
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Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!
Eure Freienvertretung
Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/. Gar keine Links zu sehen? Dann aber hier: https://www.rbbpro.de/.