Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ob womöglich das schwüle Sommerwetter schuld ist? Jedenfalls ging es in einem der letzten Newsletter der Freienvertretung schon recht philosophisch zu. Und heute kann es glatt so weitergehen bei der Betrachtung von Einbahnstraßen und Karrierewegen …
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Wertschätzung sei keine Einbahnstraße hören wir von der Geschäftsleitung, die den Dank der Freien für die vielen sozialen Wohltaten während der Corona-Zeit vermisst. Welche Wohltaten? werden manche fragen. In erster Linie geht es um Zahlungen für ausgefallene Beiträge in Sendungen, die wg. Corona nicht stattfinden konnten. Das war fair und angemessen! Aber eine Wohltat? Jedenfalls zeigt die Geschäftsleitung völliges Unverständnis für die Protestaktionen der letzten Monate. Und für drohende Fortsetzungen. In manchen Bereichen wird Druck gemacht, Fairness angemahnt. Was allerdings unfair daran sein soll, für angemessene Forderungen einzutreten, ist nicht zu erfahren. Und wo bleibt die Fairness auf der anderen Seite, Stichwort Einbahnstraße? Doch anstatt Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, endete das Sondierungsgespräch zum #bestandsschutzfüralle – wie berichtet – mit einer rigorosen Zurückweisung der Forderung. Nach diesem kategorischen „Nein“ haben die Gewerkschaften DJV und ver.di den rbb nun offiziell zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Und tatsächlich kam eine ebenso prompte wie verwirrende Antwort: im August bekommen die Gewerkschaften noch einmal die Gelegenheit für einen „Austausch“… War nicht von Verhandlungen die Rede? Die Message der Freien auf der Mai-Demonstration war eigentlich unmissverständlich: #bestandsschutzfüralle. Hier gerne noch einmal zum Nachlesen: #freiimmai
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Dabei wäre es von Seiten des Senders eigentlich ganz klug, erfahrene Kolleg*innen an sich zu binden. Und damit zum zweiten Exkurs: den Karrierewegen. Immer mehr prominente ARD-Gesichter verlassen bekanntlich den ÖRR, um Karriere bei den Privaten zu machen und auch in Berlin wird gewildert, wie wir hören. Die Kolleg*innen sind vielleicht nicht so prominent, aber nicht minder wichtig für den Sendebetrieb im nagelneuen CNC. Eine große Boulevardzeitung sucht für ihren neuen Fernsehsender, der noch vor den Wahlen starten soll, viel technisches Personal und ist offensichtlich schon im rbb fündig geworden.
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Obwohl – ein ganz klein bisschen scheint der rbb die Zeichen der Zeit verstanden zu haben. Endlich wird eine Art „Jobbörse light“ an den Start gehen. Dafür setzt sich die Freienvertretung – die Älteren erinnern sich – bereits seit Jahren ein. „Freies Brett“ heißt das neue Jobportal im Intranet, über das Inhousetalente gesucht und gefunden werden sollen. Aktuell gerade Digitalexpert*innen und Contentmanager*innen. Gucksdu! Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 6. August. Wenn bis dahin niemand IM rbb gefunden wurde, wird die Suche außerhalb des Senders fortgesetzt. Die Hoffnung der Personalabteilung ist, dass möglichst viele Bereiche über diese Plattform neue Leute rekrutieren. Bislang halten sich die Führungskräfte noch mit entsprechenden Anfragen zurück, läuft es etwas schleppend. Wir wünschen der ganzen Sache jedenfalls viel Erfolg, weil wir es richtig finden, die guten Mitarbeiter*innen erstmal in den eigenen Reihen zu suchen!
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Gar nicht richtig, um nicht zu sagen, ziemlich daneben findet die Freienvertretung den Umgang des Hauses mit unseren Mitbestimmungsrechten. In einem ziemlich aufwändigen Auswahlverfahren sind Freie für eine Fortbildung zur „Visuellen Realisatorin“ zum „Visuellen Realisator“ ausgesucht worden. Die Freienvertretung hat das Verfahren überwacht und war nicht 100%ig mit dem Ergebnis zufrieden. Strukturelle Mängel im Verfahren haben unserer Meinung nach eine absolute Gleichbehandlung der Kandidat*innen verhindert. Das soll beim nächsten Mal – so es dazu kommt – beseitigt werden. So weit, so gut! Ohne jedoch unsere Entscheidung über den Fortbildungsantrag abzuwarten, ist bereits vorab die Liste der Auserwählten im Intranet veröffentlicht worden. Kein guter Stil, finden wir, der wenig Respekt vor den Mitbestimmungsrechten unseres Gremiums zum Ausdruck bringt. Wir haben den Antrag übrigens nicht abgelehnt, um den ausgewählten Kolleg*innen einen zweiten – sehr zeitintensiven – Durchgang zu ersparen.
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Und zum Schluss noch ein bisschen praktische Lebenshilfe für die (anstehende) Steuererklärung gefällig? Auch wenn ihr als Reporter*innen o.ä. sozialversicherungspflichtig abgerechnet werdet, haben die meisten dennoch Einkünfte, die noch versteuert werden müssen! Eine Kollegin hat uns letztens darauf gestoßen, dass hier offensichtlich noch Aufklärungsbedarf besteht. Wenn ihr Online-Zuschläge bekommt, dann landen die brutto/netto auf eurem Konto und müssen entsprechend als selbstständige Einkünfte angegeben werden. Um Ärger zu vermeiden…
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…und jetzt erstmal ein hoffentlich traumhaftes Wochenende zu genießen! Das nämlich wünscht euch
Eure Freienvertretung