zibb und rbb um6 + Freie in den Personalrat + Umfrage Diversität im rbb

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das alles überschattende Thema war auch in dieser Woche die Einstellung von zibb und rbb um6 zum Ende des Jahres. Schon am letzten Freitag haben nach unserer Kenntnis 74 Freie ein Schreiben im Briefkasten gefunden, in dem der rbb ihnen die Beendigung oder wesentliche Einschränkung ihrer Tätigkeit ankündigt. Eine völlig neue Dimension – Entlassungen von Freien in dieser Größenordnung hat es zumindest seit der Einstellung von Radio Multikulti nicht gegeben.

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Am Mittwoch haben die betroffenen Kolleg*innen noch einmal ihrem Unmut in einer Redaktionskonferenz mit Programmdirektor Schulte-Kellinghaus und „Contentbox“-Leiter Amarell Luft gemacht und die drängendsten Fragen gestellt. Konkrete Antworten gab es kaum – z.B. auf die Frage, wie viele Freie in den neuen Formaten Beschäftigung finden oder ob nicht mehr benötigte Team- und Schnittkapazitäten Teil der geplanten Einsparsumme von 2,3 Millionen Euro sind.

Immerhin gab es eine Entschuldigung der Chefs für die kalte und geringschätzende Intranetmeldung zum „neuen Vorabend“, in der die zibb-Kolleginnen und ihre Leistungen für den rbb in den vergangenen 20 Jahren keine Erwähnung finden. Die zahlreichen Kommentare v.a. von Freien unter der Meldung sind eine (wiederholte) Lektüre wert!

Auch die Ankündigung, soziale Verantwortung übernehmen zu wollen und z.B. keine alleinerziehenden Mütter oder chronisch Kranke „auf die Straße zu setzen“, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wir werden mit Argusaugen darüber wachen, dass diese Ankündigungen auch umgesetzt werden.

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Dabei hilft es uns, wenn ihr als Betroffene unsere Mitwirkung beantragt. Dann können wir Fristen und Abläufe prüfen, mögliche Einwände mit euch abstimmen und vortragen sowie auf Beschäftigungsalternativen drängen. Nicht viel, aber besser als nichts. Deshalb einfach eine kurze Mail an freienvertretung@rbb-online.de und personalservice@rbb-online.de mit einem Zweizeiler: „Hiermit beantrage ich die Mitwirkung der Freienvertretung bei der Beendigung/Einschränkung meiner freien Mitarbeit“. Und keine Angst: Wir unternehmen nichts ohne vorherige Absprache mit euch.

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Der Umgang mit den zibb-Freien zeigt unserer Meinung nach sehr deutlich, dass wir dringend eine wirksame Bestandsschutz-Regelung auch für programmgestaltende Freie brauchen. Dann wäre die Weiterbeschäftigung durch den rbb kein Gnadenakt der Chefs, sondern ein Rechtsanspruch. In diesem Sinne äußert sich auch der ARD-Freienrat in einer Stellungnahme. Andere öffentlich-rechtliche Sender sind da schon deutlich weiter.

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Wir werden in den nächsten Wochen zusammen mit den Gewerkschaften überlegen, wie wir auch im rbb mehr Beschäftigungssicherheit für Freie erreichen können. Schon jetzt beraten die Gewerkschaften ihre Mitglieder gerne zu der Frage, ob sie durch ihre Tätigkeit für zibb – oder andere Redaktionen im rbb – möglicherweise einen Anspruch auf Festanstellung erworben haben und wie sie diesen ggf. durchsetzen können.

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Und auch jenseits der sozialen Härten: Ist der Plan des rbb wirklich realistisch, künftig mit viel weniger Geld ein ebenfalls hochwertiges und noch erfolgreicheres Vorabendprogramm als bisher zu machen? Und das, indem er erstmal jede Menge erfahrene, kreative und innovationsbereite Kolleg*innen vor die Tür setzt? Das und anderes könnt ihr am kommenden Montag, den 1. März in der Redakteursversammlung diskutieren. Ab 20 Uhr via Teams.

 

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Nach dem Brandenburger Landtag in der vergangenen Woche hat sich an diesem Donnerstag auch das Berliner Abgeordnetenhaus mit den rbb-Freien beschäftigt – und den Senat mit großer Mehrheit aufgefordert sicherzustellen, dass die Interessen der arbeitnehmerähnlichen Freien künftig durch den Personalrat vertreten werden. Und das, obwohl unsere Intendantin am Vortag im Medienausschuss noch einmal heftig gegen diese Absicht agitiert hat – wieder einmal mit dem Verweis auf die angeblich bedrohte Rundfunkfreiheit. Freie im Personalrat als „Sargträger“ der Rundfunkfreiheit? Die Politik lässt sich von solchen Gruselmärchen zum Glück nicht beeindrucken. Wir hoffen, dass das so bleibt!

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Und noch ein kleiner Tipp für die Wochenendgestaltung: Die freien Kolleg*innen Helena Daehler und Viktoria Kleber recherchieren im Rahmen des Storyteams Rassismus zum Thema Diversität im rbb. Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viel Menschen mit internationalen Biografien überhaupt im Sender arbeiten, ob Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht oder Sexueller Orientierung ein Thema ist. Mit einer Umfrage wollen sie herausfinden, welche Erfahrungen und Einschätzungen es auch unter den Freien dazu gibt.

Hier ist der Link: https://survey.lamapoll.de/Vielfalt-im-rbb

Wir finden es immer gut, auch vor der eigenen Haustür zu kehren, und empfehlen dringend die Teilnahme!

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Euch allen ein schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung