Freie + in + der + Coronakrise

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir alle hätten´s diese Woche wohl gerne etwas ruhiger gehabt.  In der Corona-Krise überschlagen sich die Ereignisse in einer Weise, die vor kurzem kaum eine*r für möglich gehalten hätte. Das öffentliche Leben liegt weitgehend brach – mit massiven privaten und beruflichen Einschränkungen auch im rbb: Nicht nur in den Bereichen Sport und Kultur werden Aufträge und Dienste storniert. Die Produktion von Sendungen wie „Heimatjournal“, „Kowalski & Schmidt“, „Unser Leben“, „Luzyca“, „rbb Gartenzeit“, „Abendshow“ und „Täter-Opfer-Polizei“ wurden ausgesetzt. Schwangere und Rückkehrer*innen aus sogenannten Risikogebieten dürfen nicht mehr in den rbb kommen und bleiben – falls „Homeoffice“ nicht möglich ist – beschäftigungslos. Kein Wunder, dass viele verunsicherte Freie sich in den vergangenen Tagen bei uns gemeldet haben, weil sie um Einkommen und Existenz fürchten.

Leider ist bislang nicht klar, welchen finanziellen Schutz der rbb uns Freien bietet. Ein Beschluss der Geschäftsleitung von Anfang dieser Woche, dass Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „auf dem aktuell individuellen Niveau weiterbezahlt“ werden, unabhängig davon, ob sie eingesetzt werden, stimmte uns zunächst hoffnungsfroh. Wie genau das umgesetzt werden soll, wurde uns bislang allerdings noch nicht mitgeteilt – es heißt, die Personalabteilung arbeite „unter Hochdruck“ an einer Regelung. Am Donnerstag teilte die GL dann deutlich zurückhaltender mit, man versuche, „entstehende  Härten so gut wie möglich abzufedern“, heute verriet uns die Intendatin in ihrer Intranet-Videobotschaft, die Honorierung der Freien sei „eine dicke Nuss“. Für Montag wurde nun eine „praktikable, sozial gerechte und verlässliche Lösung“ angekündigt – die Grundsatzentscheidung sei gefallen, nun werde noch an den Details gearbeitet. Wir sind gespannt!

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Klar ist: Die Absicherung darf sich nicht auf Ausfallhonorare für fest disponierte Dienste beschränken, sondern muss alle arbeitnehmerähnlichen – also wirtschaftlich abhängigen und sozial schutzbedürftigen – Freien in den Blick nehmen. Egal, ob sie zeit- oder beitragsbezogen honoriert werden, ob sie in langfristigen Dienstplänen stehen oder „auf Zuruf“ arbeiten, ob sie Bestandsschutz haben oder nicht. In Zeiten, in denen viel an Solidarität, Verantwortung und gesellschaftlichen Zusammenhalt appelliert wird, darf der rbb keinesfalls einen Teil seiner Belegschaft im Regen stehen lassen! Wir hoffen, dass die Geschäftsleitung eine Entscheidung in diesem Sinne trifft!  

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Mustergültig verhält sich hier gerade Radio Bremen, eine kleine Anstalt, die bekanntermaßen finanziell auch nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Sie stellt ihre Honorarzahlungen auf Monatspauschalen um, die sich an dem in den letzten 12 Monaten erzielten Einkommen orientieren. Diese werden regelmäßig ausgezahlt, auch wenn die Freien coronabedingt nicht eingesetzt werden können. Wer mehr arbeitet, soll natürlich auch mehr als die Pauschale bekommen.

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Diese Lösung hätte auch den positiven Nebeneffekt, dass die Kolleg*innen in der Honorarabrechnung dadurch stark entlastet würden. Denn wie wir hören, ist dort immer noch „Land unter“, die Erreichbarkeit per Mail und Telefon stark eingeschränkt. Also seid nachsichtig, wenn ihr eure*n Honorarsachbearbeiter*in nicht an die Strippe bekommt – sie/er bucht womöglich gerade eure Honorare. Mit einer Umstellung auf pauschale (Abschlags-)Zahlungen könnte der rbb also in diesen Krisenzeiten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!

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Wir werden uns jedenfalls mit all unseren Möglichkeiten dafür einsetzen, dass keine Kolleg*innen durchs Raster fallen und in eine materielle Notlage geraten. Für „freie Freie“ ohne 12a-Staus könnten möglicherweise auch die Hilfsprogramme für „Solo-Selbständige“ interessant sein, die gerade auf verschiedenen Ebenen angekündigt werden, aber noch der Umsetzung harren. Bereits jetzt gibt es den Sozialfonds der Pensionskasse Rundfunk – weiter Informationen findet ihr hier.    

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Große Herausforderungen gibt es natürlich auch für die Kolleg*innen, die momentan „von draußen“ berichten. Sie tragen mit ihrer Arbeit in Krisenzeiten dazu bei, dass der rbb als Informationsmedium gebraucht und genutzt wird wie nie zuvor. Sie setzen sich aber auch Risiken aus, die es im Homeoffice nicht gibt. Umso wichtiger ist es, dass der Gesundheitsschutz auch hier an erster Stelle steht. So muss der rbb für alle Reporter*innen, Kameraleute, Assistent*innen, VJs und MoJos die Voraussetzungen schaffen, dass sie z.B. empfohlene Sicherheitsabstände einhalten und sich vor Ansteckungsgefahr schützen können. Leider hören wir immer noch von Fällen, in denen Kolleg*innen ohne benötigte Schutzkleidung oder mit Hand- oder Ansteckmikrophonen arbeiten. Die zuständige Taskforce arbeitet auf unsere Anregung hin an Handlungsempfehlungen für den Einsatz dieser Kolleg*innen sowie an organisatorischen Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter*innen in Schnitt- und Schalträumen oder Regien. Das begrüßen wir natürlich und werden alles dafür tun, dass sie umgesetzt werden können!

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Die Kolleg*innen, die weiterhin im Sender arbeiten, sollten sich ab Samstag etwas zu essen mitbringen. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, bleiben Casino und Teestube geschlossen. Zumindest in Berlin wird die Automatenversorgung ausgeweitet, in Potsdam bleibt nach Intervention von freien Kolleg*innen die Bäckerei Fahland zunächst mit Einschränkungen geöffnet.

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Was die Umstellung in Sachen „Brutto=Netto“ angeht: Der rbb verabschiedet sich zwar nicht offiziell von der Deadline 31. März, verspricht aber für jeden Einzelfall Unterstützung, Beratung und sorgfältige Prüfung – auch wenn es länger dauert. Wir gehen davon aus, dass keine Umstellung bei der Abrechnung erfolgt, solange dies nicht abgeschlossen ist. Bei Fragen wendet euch an honorare@rbb-online.de.

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Alle wichtigen Informationen des rbb könnt und solltet ihr auch von außerhalb im Intranet einsehen – unter https://mein.rbb-online.de/intranet. Gerade jetzt ist es besonders wichtig, sich regelmäßig auf dem dem Laufenden zu halten!

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Auch wir informieren euch natürlich auch weiterhin und stehen euch mit Rat und Tat zur Seite. Unser Büro wird zwar nur in Ausnahmefällen persönlich besetzt sein – und auch dann bitte wir euch, lieber anzurufen oder uns eine Mail zu schicken. Telefon und Maileingang sind ggf. ins Homeoffice umgeleitet. Wir bleiben aber zu den üblichen Öffnungszeiten erreichbar – unter 030 – 97993 80 503 oder freienvertretung@rbb-online.de

Bleibt gesund und passt auf euch auf!
Eure Freienvertretung