Newsletter: Fritz-Honorare, Programmpräsentation, MoJo

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Freien bei Fritz haben jetzt ein deutliches Zeichen gesetzt gegen ihre auch für rbb-Verhältnisse sehr niedrigen Honorare: 99 Kolleg*innen haben einen Brief an die Intendantin und den Programmdirektor unterzeichnet, in dem sie endlich eine angemessene Bezahlung fordern (siehe Anlage). Besonders sauer sind die Fritz*innen, weil sie gerade im Zuge des Umbaus von Fritz zur „Digitalen Marke“ immer mehr Aufgaben und Belastungen schultern sollen. Bei der Digitalisierung Spitzenreiter – bei der Honorierung Schlusslicht? Das kann nicht funktionieren! Wir freuen uns, dass die Aktion der Fritz-Freien so eine große Resonanz gefunden hat, und hoffen, dass auch die Geschäftsleitung das Signal wahrnimmt.

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Weniger Freude löste bei uns der Versuch aus, Konflikte mit freien Mitarbeiter*innen in der Programmpräsentation unter Ausschluss der Freienvertretung zu lösen. In der Programmpräsentation herrscht schon seit Monaten dicke Luft – vor allem, weil die Freien dort immer weniger Dienste bekommen. Für diese Woche hatte die Leitung deshalb einen Team-Workshop angesetzt. Eigentlich vorbildlich. Leider nur konnten die frischgewählten Bereichs-Freiensprecher daran nicht teilnehmen, weil sie – wie schon seit Wochen bekannt – nicht im Lande waren. Uns wiederum wollte die Leitung ausdrücklich nicht dabei haben. Begründung: Man müsse erstmal „intern“ diskutieren. Externe Vertreterinnen der Personalabteilung waren allerdings eingeladen. Da drängt sich uns der Verdacht auf, dass v.a. kritische Stimmen unerwünscht waren. Fraglich, ob sich auf diese Weise Konflikte lösen lassen.

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Neues gibt es aus der schönen, neuen „MoJo-Welt“: Der rbb hat einheitliche Honorare für die Handy-Reporter*innen festgelegt, die zumindest bei der Abendschau, Brandenburg aktuell, zibb und beim Sport gelten sollen. Der Standard-Tagessatz beträgt demnach 336 €, bei „erhöhten Anforderungen“ (tagesaktuell drehen und/oder selbst schneiden) 368 €, beim Einsatz als „Kameramann/-frau“ in Begleitung einer/s Reporter*in 278€. Wir finden: Nicht viel dafür, dass hier eine*r die Arbeit von sonst 3-4 Kolleg*innen leistet. Ihr solltet euch gut überlegen, ob ihr zu diesen Konditionen tätig werden wollt.

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Darüber hinaus diskutieren vor allem die Kolleg*innen im Schnitt gerade intensiv über die teils deutlichen Qualitätseinbußen, die mit dem verstärkten MoJo-Einsatz einhergehen. Eine Diskussion, die wir für wichtig und notwendig halten, die aber von Führungskräften und Geschäftsleitung, z.B. am „Zukunftstag Videoproduktion“, eher unterdrückt wird. Viele Freie (und Feste) haben deshalb den Eindruck: Neue, vor allem billigere Produktionsmethoden sollen schöngeredet und ohne Rücksicht auf Verluste durchgedrückt werden. Gegen diesen Eindruck hilft nur ein offenes, angstfreies Gesprächsklima, das auch fachliche Kritik an „Intelligenter Produktion 4.0.“ zulässt und ernst nimmt!

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Wer nicht ausgelastet ist und/oder neue Herausforderungen sucht: Inforadio sucht Nachrichten– bzw. Mulitmediaredakteur*innen in freier Mitarbeit. Die Ausschreibungen richten sich ausdrücklich auch an Freie, die bereits für den rbb tätig sind!

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Zum Schluss noch das Neueste aus Leipzig: Der Freienkongress am 5./6.4. ist ausgebucht! Pech für alle, die sich immer noch nicht angemeldet haben. Unser Tipp: Trotzdem hinfahren und auf Restplätze hoffen! Aber ohne Sitzplatzgarantie….

Bis dahin ein schöne Wochenende!

Eure Freienvertretung

 

Anlage:

Fritz*innen für faire Honorare

vertreten durch Kim Neubauer und Konrad Spremberg Fritz-Freiensprecher*innen

An Patricia Schlesinger Dr. Jan Schulte-Kellinghaus Heiner Heller

Potsdam, 26.03.2019

Faire Honorare für freie Fritz*innen

Sehr geehrte Frau Schlesinger, sehr geehrter Herr Dr. Schulte-Kellinghaus, sehr geehrter Herr Heller,

wir sind Fritz: das digitale Vorzeigeprojekt des rbb, das so viele schlecht bezahlte freie Mitarbeitende beschäftigt wie keine andere Redaktion im Haus. Die Stimmung im Team leidet nicht erst seit kurzem unter der im rbb-Vergleich ungerechten Bezahlung – von anderen ARD-Jugendwellen gar nicht zu sprechen. Mit den neuen, vielfach gewachsenen Anforderungen des „Neuen Fritz“ schlägt das Unverständnis bei vielen von uns in Wut um. Wir möchten unser Herzensprojekt Fritz weiter gestalten und mit Leben füllen – aber nicht länger unter den heutigen Bedingungen.

Eine „zeitgemäße, junge Medienplattform“ nannten Sie, Herr Schulte-Kellinghaus, Ihre Vision vom neuen Fritz. Die kann nur mit zeitgemäßen Honoraren gelingen – und ohne aus dem Attribut „jung“ die falschen Schlüsse zu ziehen. Gewiss, Fritz beschäftigt überdurchschnittlich viele Berufseinsteiger*innen, und trotzdem arbeiten hier weit überwiegend Profis. Wir können uns kaum vorstellen, dass Sie der Arbeit von uns Fritz*innen weniger Wert beimessen als der vieler anderer Multimediaprofis im Haus. Aber wie sonst lässt sich die gravierende Honorarkluft innerhalb des rbb erklären?

– Freie Redakteur*innen bei rbb 88.8 erhalten 262 Euro Standardhonorar. Ihre Arbeit für ein Radio-Unterhaltungsprogramm ist sicher mit der unseren vergleichbar, gleichzeitig werden an uns zusätzliche Anforderungen im multimedialen Arbeiten gestellt – bei nur 187 Euro pro Tag.

– Ein freier zibb-MoJo erhält 336 Euro Tagessatz und damit mindestens 85 Euro mehr als freie Fritz*innen in MoJo-Tätigkeiten.

– Schon einfache freie Online-Redakteur*innen bei Inforadio werden besser honoriert als freie Fritz-CvDs, die für einzelne oder sogar mehrere Ausspielwege parallel Gesamtverantwortung tragen.

Selbstverständlich böten sich mit Blick auf unsere neuen Tätigkeiten auch Vergleiche mit rbb-Fernsehhonoraren an, die noch gravierender ausfallen würden.

Besonders frustrierend ist zudem der Gedanke an den rbb-Vorschlag zum neuen Honorarrahmen Programm: 230 Euro als sofort anzuwendenden Mindestsatz für freie Redakteur*innen hat der rbb bereits als angemessen bezeichnet. Für freie Fritz*innen, die in Vollzeit für den niedrigen Redaktionssatz von 187 Euro tätig sind, beträgt die Differenz auf den Monat gerechnet rund 788 Euro. Monat für Monat 788 Euro weniger, als ihr Arbeitgeber für mindestens angemessen erachtet.

Sicher, Fritz ist auch Idealismus: Schon immer waren für viele von uns Haltung, Identität und Teamgeist weitaus wichtigere Gründe dafür, ausgerechnet bei Fritz zu arbeiten, als Geld. Darauf darf sich der rbb aber nicht ausruhen. Fritz verändert sich. Fritz wird immer mehr Kolleg*innen verlieren. Gerechte Honorare für die Verbleibenden halten wir für essentiell, damit Fritz auch in Zukunft neugierig, liebevoll, kreativ, anders bleibt.

Wir unterzeichnenden Fritz*innen, feste wie freie, arbeiten selbst für niedrige Freienhonorare oder solidarisieren uns mit den vielen betroffenen Kolleg*innen. Neben dem kleinsten üblichen Tagessatz von 187 Euro, sind auch die Honorare für Layout-Schichten, Beiträge, Nachrichten-Dienste und freie CvDs unverhältnismäßig niedrig.

Wir fordern: Honorieren Sie alle freien Fritz*innen endlich gerecht und den Anforderungen angemessen. Keine Kollegin und kein Kollege sollte pro Redaktionstag weniger als 230 Euro verdienen. Bis zum Beginn der zweiten Jahreshälfte brauchen wir diesbezüglich Planungssicherheit. Auf einen Abschluss der Tarifverhandlungen können wir nicht länger warten.

Ihre Einladung zu einem klärenden Gespräch nehmen Freiensprecherin Kim Neubauer und Freiensprecher Konrad Spremberg stellvertretend für die Redaktion entgegen. Wir freuen uns über einen Termin noch im April.

Freundliche Grüße

[99 Fritz*innen]