Equal Pay Day in den rbb-Redaktionen

Der Fall der ZDF-Kollegin Birte Meier ging diese Woche durch die Presse. Ein Kollege stellte nach dem Urteil die Frage in den Raum: „Wird sie diskriminiert als Frau oder als Freie?“ Unsere Vermutung: doppelt. Die rbb-Freienvertretung kennt sich natürlich nicht wirklich beim ZDF aus. Aber wir wissen, dass der Fall von Birte Meier in den rbb-Redaktionen ganz normaler Alltag ist. In Zahlen ausgedrückt:

Von den rund 300 festangestellten Redakteuren sind fast 2/3 in der Tarifstufe C9 eingestuft. Um auf diese 82.000 Euro im Jahr zu kommen, müsste ein freier Mitarbeiter schon einen Tagessatz von mehr als 330 Euro haben. In Wirklichkeit gingen im vergangenen Jahr aber arbeitnehmerähnlich Freie, die überwiegend als Redakteure gearbeitet haben, im Durchschnitt mit 217 Euro pro Arbeitstag aus dem Haus. (Das entspricht in etwa der Gehaltsstufe eines festen Redaktionsassistenten mit 12 Berufsjahren.) Von Familienzuschlag und Altersversorgung reden wir lieber mal gar nicht.

Und wenn das nicht schon wenig genug wäre: wenn die Freien zugleich Frauen sind, gibt es nochmal 5 Euro weniger am Tag, für Männer entsprechend mehr. Wenn man den etwas höheren Teilzeitanteil der Frauen berücksichtigt, liegt der Abstand bei rund 9 Prozent. Anders gesagt: wenn die freie Durchschnitts-Redakteurin gleich viel Honorar bekommen wollte wie der freie Durchschnitts-Redakteur, müsste sie im Jahr rund einen Monat länger arbeiten. Diesen Equal-Pay-Day hatte das Arbeitsgericht mit dem Verhandlungstag am Mittwoch ziemlich genau getroffen.

Wir werden weiter untersuchen, wie es möglich sein kann, dass bei vergleichbarer Tätigkeit so ungleiche Honorare herauskommen können – auch wenn wir die erforderlichen Informationen einklagen müssen. Den Unterschied zwischen Festen und Freien kann nur ein fairer Honorarrahmen überwinden. Die nächste Verhandlungsrunde findet Ende Februar statt.