Abgesagte Schulungen: Brief an die Betroffenen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich wende mich an euch, weil ihr vermutlich zu den Betroffenen der (teilweise extrem kurzfristig) abgesagten Seminare gehört. Weil abgesagte Seminare für die Betroffenen natürlich blöd sind (und das Ganze in der Tat mit der Freienvertretung zu tun hat), ist dazu folgendes zu sagen:

  • Unser Ziel ist, dass Freie nicht schlechter als Feste behandelt werden. Für Fortbildungen heißt das: Sie müssen während der Arbeitszeit stattfinden bzw. angemessen honoriert werden. Ohne Ersatzhonorar keine Chancengleichheit.
  • Seit es die offizielle rbb-Freienvertretung gibt, haben wir ein Mitbestimmungsrecht. Konkret: Jedes rbb-Seminar geht über unseren Schreibtisch, ohne Zustimmung der Freienvertretung darf der rbb keinen Freien zu solchen Seminaren schicken (für die Festen ist der Personalrat zuständig).
  • Wir haben seit dem Herbst regelmäßig die Zustimmung verweigert, wenn klar war, dass ein (nicht honoriertes) Seminar vor allem nützlich für den rbb ist. Beste Beispiele: Openmedia-Schulung, Programmentwicklung, Beitragscoaching, Airchecks, Teamentwicklung, Schulungen auf spezieller rbb-Hardware …
  • Was wir übrigens nie gemacht haben: Die Zustimmung verweigert, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter aus eigenem Antrieb ein Seminar (z.B. bei der Medienakademie) gefunden hat, dass er gerne besuchen wollte. Wir finden zwar, dass auch hier Freie nicht schlechter behandelt werden sollten als Feste, denen der rbb ganz selbstverständlich die vollen Fahrt- und Übernachtungskosten ersetzt, die Seminargebühren bezahlt und das ganze während der bezahlten Arbeitszeit. Deswegen haben wir in solchen Fällen auch nicht ausdrücklich zugestimmt, sondern haben die Frist verstreichen lassen, um den Kollegen keine Steine in den Weg zu legen. Wir haben in solchen Fällen sehr viel telefoniert, gemailt, Umfragen verschickt, und haben mit Hilfe der Betroffenen hoffentlich die meisten Fälle richtig eingeschätzt.

Bis letzte Woche hat der rbb sich ohnehin nicht darum geschert, wenn die Freienvertretung ihre Zustimmung verweigert hat. Wir haben in solchen Fällen regelmäßig als Antwort bekommen, die Honorarfrage dürfe bei Fortbildungsanträgen gar keine Rolle spielen, daher seien unsere Stellungnahmen „nicht beachtlich“. Und die Seminare fanden einfach statt (Ausnahme: der radioeins-Kongress).

Seit wir vor einer Woche die Schiedsstelle eingeschaltet haben, sieht der rbb das offenbar anders und hat (auch für uns überraschend) die Seminare abgesagt. Das ist neu und hat eine schlechte und eine gute Seite:

  • Schlecht ist das natürlich für die Betroffenen, die sich schon auf das Seminar eingestellt hatten und vielleicht bezahlte Dienste abgesagt hatten. Dass es für einige so kurzfristig kommt, ist sehr ärgerlich – schon weil der rbb seit Monaten das Problem kennt.
  • Gut ist, dass man daraus schließen kann, dass der rbb offenbar nun meint, dass die Argumente der Freienvertretung doch nicht so läppisch sind, dass man sie einfach für „unbeachtlich“ erklären kann. Und das verbessert die Aussichten, dass wir eines Tages wirklich angemessene Ersatzhonorare bekommen.

Vielleicht schon schneller, als wir glauben. Die Intendantin will jedenfalls noch „im ersten Quartal“ einen Vorschlag für Ersatzhonorare vorlegen. Ob das dann in der Höhe angemessen sein wird, wissen wir natürlich erst, wenn der Vorschlag auf dem Tisch liegt. (Dass der rbb sehr sehr sparsam ist, wissen wir allerdings schon jetzt.) Wir werden uns das sehr genau angucken, denn gerade weil gute Fortbildung für Freie so wichtig ist, brauchen wir eine gute Regelung für die nächsten Jahre.

Wir bitten euch dabei um Unterstützung! Um erfolgreich zu sein, brauchen wir eure Kritik, euer Feedback und Hinweise, wie die Lage in eurem Bereich konkret aussieht. Telefon (-80504),  E-Mail (freienvertretung@rbb-online.de) oder im Büro der Freienvertretung im Untergeschoss des Berliner Fernsehzentrums (R. 04.91.810).

So weit für heute,
Christoph Reinhardt