BI-Vorwürfe + Inforadio-Kürzungen + „Tarifgipfel“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dem diensthabenden Freienvertreter kam es diese Woche manchmal so vor, als lähme den rbb ein geradezu epischer Kampf zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wobei die Vergangenheit dunkle Schatten auf jeden Versuch wirft, so etwas wie Zuversicht oder Aufbruchstimmung zu entwickeln. Vielleicht führt auch die drückende Hitze der vergangenen Tage zu solchen düsteren Assoziationen. Womöglich sind es aber auch Momente wie am Mittwoch: Ausgerechnet als der Entscheidungskreis des Zukunftsprozesses ein (vorerst) letztes Mal zusammensitzt, macht ein neuer Bericht des „Business Insider“ über vermeintliche Unregelmäßigkeiten rund ums Digitale Medienhaus die Runde.

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Diesmal erhebt das investigative Onlinemagazin, das mit seinen Enthüllungen die Affäre rund um Ex-Intendantin Schlesinger und ihre Komplizen ausgelöst hatte, Vorwürfe gegen Chefredakteur Biesinger. Demnach sei dieser über die explodierenden Kosten des Digitalen Medienhauses im vergangenen Jahr detailliert informiert gewesen und habe sie gegenüber dem Verwaltungsrat aktiv verschleiert. „Stimmt nicht!“, weist der rbb die Vorwürfe umgehend zurück. Da der Chefredakteur nicht Mitglied der Geschäftsleitung (gewesen) sei, habe er Verantwortung weder für deren Beschlüsse zum DMH noch für die Information der Gremien zu Finanzierungsfragen getragen. Wir sind gespannt, ob die öffentliche Diskussion mit dieser Entgegnung beendet ist. Im Intranet ist sie jedenfalls in vollem Gange.

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Ohne die Fragen nach der Verantwortung abschließend klären zu können: Welche Auswirkungen die Misswirtschaft der Schlesinger-Ära konkret für den rbb der Zukunft hat, haben am Montag die Kolleg:innen von Inforadio detailliert erfahren. Wegen der Einsparungen im Zuge der „strategischen Weichenstellung“ entfallen künftig pro Werktag sechs Dienste. Die Kürzungen entsprechen satten zehn Prozent des gesamten Beschäftigungsvolumens der Inforadio-Freien! Die Leitung äußerte sich zwar „zuversichtlich“, dass es wegen anstehender Verrentungen und Stellenneubesetzungen keine Beendigungen oder wesentlichen Einschränkungen gebe werde. Allerdings schließt das nicht aus, das Beschäftigung und Einkommen sich in Einzelfällen um bis zu 25 Prozent – oder im Schnitt eben um 10 Prozent – vermindern können. Das ist eine ganze Menge angesichts steigender Preise und ausbleibender Tarifsteigerungen, findet die Freienvertretung.

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Tarifsteigerungen? War da nicht mal was? Letzter Stand war das „unmoralische Angebot“ von Noch-Intendantin Vernau, einem Tarifabschluss nur zuzustimmen, wenn sich die Gewerkschaften zu Nullrunden bis Ende 2026 verpflichten – was diese aus nachvollziehbaren Gründen kategorisch ablehnen. Am Dienstag gab es nun ein „Spitzentreffen“ der gewerkschaftlichen Verhandlungsführung mit Vernau und ihrer designierten Nachfolgerin Demmer. Das scheint ganz gut gelaufen zu sein. Die Gewerkschaften äußern sich jedenfalls zuversichtlich, dass es doch noch eine Einigung ohne Laufzeit bis zum St. Nimmerleinstag geben kann. Nach einem „Mindestmaß an Einarbeitungszeit“ für Demmer soll Mitte September weiterverhandelt werden.

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Ebenfalls Mitte September wird voraussichtlich auch der Termin für den „Runden Tisch MiMa-Redaktion“ liegen – die Feinabstimmung läuft noch. Ziel ist es, dabei im Austausch von Programmdirektion, Chefredaktion, Personalabteilung, Freienvertretung und Personalrat „Perspektiven für feste und freie KollegInnen der MiMa-Redaktion“ zu finden. Zur Überraschung des rbb wollen doch die meisten Kolleg:innen gerne weiter für unser Haus arbeiten – und nicht mit der MiMa-Redaktion nach Leipzig umziehen. Wir hoffen, dass der rbb seine Zusage, die Einsparungen sozialverträglich umzusetzen, auch bei den MiMa-Freien einhält.  

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Nicht nur über dem Mittagsmagazin, auch über dem Mittagessen liegt der Schatten der Vergangenheit. Wir hatten schon berichtet, dass die Öffnungszeiten der Kantinen zu Einsparungszwecken ab September verkürzt werden sollen – und die Pächter diese Entscheidung wegen Personalmangels einfach mal sofort umgesetzt haben. Inzwischen hat die Abteilung Infrastruktur eine umfassende Erklärung für diese Panne nachgeliefert – und erste Maßnahmen angeschoben, um den Hunger nach 15:30 bzw. 16:30 zu stillen: In den Foyers von Fernsehhaus 1 (Potsdam) und Fernsehsendezentrum (Berlin) werden nachmittags „belegte Brötchen und Snacks“ angeboten. Wie die „Randzeitenversorgung“ ab dem 1.9.2023 in Potsdam und ab dem 1.1.2024 in Berlin aussehen soll, könnt ihr hier nachlesen.

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Und zum Schluss noch ein Blick auf den Zukunftsprozess, der nicht nur manchmal von der Vergangenheit überschattet wird (s.o.), sondern im schlechtesten Fall schon bald selbst Vergangenheit sein könnte. Zum regulär letzten Mal traf sich am Mittwoch der Entscheidungskreis unter Beteiligung der Freienvertretung, um über Maßnahmenvorschläge der Themengruppen zu abzustimmen. Vorschläge der Themengruppe „Lage der Freien“ waren nicht mehr dabei, die Gruppe hat ihre Arbeit bereits beendet. Allerdings wurden etwa Maßnahmen für eine bessere Fehlerkultur, eine bereichsübergreifende Personalentwicklung sowie verbindliche Perspektivgespräche für Feste und Freie beschlossen. Ausführliche Informationen über die Beschlüsse folgen in den kommenden Tagen. Außerdem wurde der Forderung der Mitarbeitendenvertretungen nach einem weiteren Termin im September entsprochen, bei dem es um noch offene Maßnahmenvorschläge sowie das Monitoring für die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gehen soll.

Aber jetzt erstmal: ein schönes Wochenende!  

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, loggt sich am besten erstmal ein über https://mein.rbb-online.de.