Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ist das noch das ganz normale Sommerloch oder was Schlimmeres? Dem frisch aus dem Urlaub zurückkehrten „Freienvertreter vom Dienst“ kam der rbb in dieser Woche jedenfalls besonders ruhig und leer vor, geradezu verödet. Flure und Büros? Verwaist. Kantine? Nachmittags zu. Das Intranet-„Update“? Zwei Wochen alt. Vielleicht Folge einer Mischung aus Schulferien, „Übergangsvakuum“ und Spardepression? Klar scheint jedenfalls: Richtungsweisende Entscheidungen oder Initiativen wird es bis zum Antritt der „Neuen“ – Intendantin Demmer wird vermutlich irgendwann im September anfangen – wohl nicht mehr geben. Dafür werden die Folgen der Weichenstellungen unserer scheidenden Chefin Vernau immer deutlicher spürbar.
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So ist es im Moment trauriges Alltagsgeschäft der Freienvertretung, von Beendigung bedrohte Kolleg*innen zu beraten. Momentan trifft es nach unserer Einschätzung vor allem Cutter*innen und Grafiker*innen. Ursache ist das stark schrumpfende Auftragsvolumen in diesen Bereichen infolge der Programmkürzungen durch die „strategische Weichenstellung“. Die Abgabe des MiMa an den MDR zum Ende des Jahres haut hier ganz besonders rein. Insgesamt könnten im kommenden Jahr jeweils bis zu 1000 Schichten in den Bereichen Schnitt und Grafik wegfallen. Wir befürchten, dass das zur Beendigung von 20-30 freien Kolleg*innen ohne Bestandsschutz führen könnte. Inwieweit es hier noch Spielraum für die von uns geforderte Sozialauswahl gibt, können wir nicht einschätzen. Betroffene können sich aber jederzeit an uns wenden – wir beraten und helfen im Rahmen unserer begrenzten Möglichkeiten. Auch eine Prüfung eventueller arbeitsrechtlicher Ansprüche kann im Fall der Fälle nicht schaden.
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Inwieweit es auch (weitere) programmgestaltende Kolleg*innen treffen wird, lässt sich momentan noch schwer einschätzen. Allerdings haben wir gehört, dass die meisten MiMa-Freien gerne weiter für den rbb arbeiten möchten, statt z.B. mit dem MiMa nach Leipzig zu ziehen. Ob, wo und in welchem Umfang es für diese Kolleg*innen alternative Beschäftigungsmöglichkeiten im rbb gibt, soll wie schon berichtet, an einem „Runden Tisch“ besprochen werden. Daran sollen dann unter anderem die Programmdirektorin, der Chefredakteur, die Freienvertretung und der Personalrat Platz nehmen. Einen Termin gibt es noch nicht.
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Immerhin: Die Tarifverhandlungen für eine Beschäftigungssicherung sind an diesem Freitag weitergegangen – mitten in den Sommerferien! Das interpretieren wir mal als Indiz für die angemessene Ernsthaftigkeit, mit der hier ein Abschluss verfolgt wird. Dass dieser aber noch vor Amtsantritt der neuen Intendantin unter Dach und Fach gebracht wird, halten wir für ausgeschlossen. Insofern erscheint es uns auch verschmerzbar, dass Durchbrüche an entscheidenden Punkten wohl auch dieses Mal ausgeblieben sind – so hören wir es jedenfalls von den Gewerkschaften. Am 4. September sollen die Verhandlungen weitergehen.
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In der kommenden Woche wollen rbb und Gewerkschaften erstmal wieder übers Geld reden: Für den 16. August sind „Sondierungsgespräche“ zu den seit einem Dreivierteljahr laufenden Honorar- und Gehaltstarifverhandlungen angesetzt. Im Beisein der designierten Intendantin Demmer soll geprüft werden, wie eine Lösung des verfahrenen Tarifkonflikts aussehen könnte. Viele dürften sich noch gut an die Belegschaftsversammlung kurz vor dem Ferien erinnern: Noch-Intendantin Vernau hatte Nullrunden bis 2026 zur Voraussetzung für einen Tarifabschluss inklusive Inflationsausgleichsprämie erklärt. Die Gewerkschaften haben dieses unmoralische Angebot nachvollziehbarerweise kategorisch abgelehnt. Die Freienvertretung fordert den rbb nun nachdrücklich auf, endlich den Weg für den überfälligen Tarifabschluss frei zu machen – und nicht an unerfüllbare Bedingungen zu knüpfen!
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Womöglich trägt auch die schon erwähnte Kantinensituation zu der gefühlten kleinen „Sommerdepression“ des diensthabenden Freienvertreters bei. Wie berichtet haben Teestube und Casino die eigentlich erst ab September geltenden, verkürzten Öffnungszeiten einfach eigenmächtig vorgezogen. Seit Beginn der Sommerferien ist dort schon um 15:30 Uhr Feierabend. In einem eilig anberaumten Krisentreffen Anfang dieser Woche erklärte die zuständige Abteilung Infrastruktur der Freienvertretung und dem Personalrat, dass die Katinenbetreiber diese Entscheidung wegen akuter Personalnot getroffen hätten – ohne vorherige Abstimmung mit dem rbb. Dass diese Engpässe so unerwartet und an beiden Standorten gleichzeitig aufgetreten sein sollen, erscheint allerdings nicht nur der Freienvertretung wenig glaubwürdig.
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Die Abteilung Infrastruktur hat uns jedoch versichert, sich umgehend für eine provisorische Notversorgung für die Zeit nach 15:30 Uhr einzusetzen. Etwa indem andere Angebote ausgeweitet (Fahland, heldundhilde), Speisen zum Aufwärmen zur Verfügung gestellt oder wie zu Coronazeiten belegte Brötchen, Kaffee und Selter spendiert werden.
So wie früher wird es allerdings wohl nicht wieder: Ab 1. September gelten die verkürzten Öffnungszeiten ganz regulär, allerdings will der rbb bis dahin auch eine „Randzeitenversorgung“ mit Fertiggerichten, Mikrowellen und geeigneten, entsprechend zugänglichen Pausenräumen auf die Beine stellen. Wir sind gespannt! Heute hören wir von einer Kollegin in Potsdam, dass die Teestube ab sofort wieder eine Stunde länger geöffnet habe – also bis 16 Uhr 30. Das ist doch ein Schritt in die richtige Richtung!
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Immerhin: Der Zukunftsprozess macht keine Sommerpause! Nächste Woche Mittwoch tritt zum letzten Mal der Entscheidungskreis zusammen, um über Maßnahmenvorschläge aus den Themengruppen zu beraten. Und dann? Wird die Zukunft zum Selbstläufer? Nicht nur die Freienvertretung ist da skeptisch.
Zusammen mit den anderen Personalvertreterinnen im Entscheidungskreis haben wir uns mal über die bisher beschlossenen Maßnahmen gebeugt und festgestellt: Nur in wenigen Fällen kennen wir den aktuellen Stand der Umsetzung und den weiteren Fahrplan dafür. Andere Maßnahmen sind zwar (noch) nicht beschlossen, aber weiterhin dringend nötig (Abschaffung der 5-Tages-Prognose)! So oder so: Die Belegschaft und ihre Vertretungen müssen die Maßnahmen und ihre Umsetzung auch weiterhin im Blick behalten, damit der Zukunftsprozess über sein formales Ende hinaus eine nachhaltige Wirkung entfalten kann. Dafür müssen nächste Woche die Weichen gestellt werden!
Aber jetzt erstmal: Ein schönes Wochenende!
Eure Freienvertretung
Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, loggt sich am besten erstmal ein über https://mein.rbb-online.de.