Liebe Kolleginnen und Kollegen,
gute Kommunikation ist doch alles – gerade in einem Unternehmen, dessen Kernaufgabe Kommunikation ist. Sollte man meinen, kann aber auch gehörig schief gehen. Das zumindest konstatieren die Kolleg:innen der Hörfunk-Nachrichten. Denn erst etliche Wochen nach Verkündung der sog. „strategischen Weichenstellung“, die von vielen als Euphemismus für „knallharten Sparkurs“ verstanden wird, kommt ein weiteres Riesenloch in der Senderkasse zum Vorschein. Die gute Nachricht: alle Hörfunkwellen bleiben wie versprochen erhalten. Die schlechte: es müssen zusätzliche 500.000 Euro bei den Radioprogrammen eingespart werden. Der Rotstift soll nun bei den HF-Nachrichten angesetzt werden. Eine Arbeitsgruppe (hauptamtlich Verantwortlicher) eruiert „Synergiemöglichkeiten“ in dem Bereich. Die Rahmenbedingungen: die Morning-Shows aller Wellen sollen unangetastet bleiben und auch die landestypischen Nachrichten sollen nicht angefasst werden. Sparen ist vor allem in den Hörer:innen armen Randzeiten angesagt.
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Der Einspar-Batzen war den Verantwortlichen laut eigener Aussage schon vorher bekannt, man habe nur versäumt, ihn zu kommunizieren (s.o.). Ein Schelm, der Böses dabei denkt! 😉 Bei den freien (Nachrichten-)Kolleg:innen geht nun erst recht die Angst um, dass sie womöglich bald gar nicht mehr gebraucht werden. Bei 88,8 beispielsweise kommen bei den Nachrichten ausschließlich freie Mitarbeitende zum Einsatz. Außerdem ist Kritik laut geworden, dass die eigentlichen Nachrichten-Macher:innen nicht in die Arbeitsgruppe einbezogen wurden. Soll alles noch passieren, wird nun von den Verantwortlichen nachgeschoben. Die AG will sich immer wieder öffnen, um „Ideen und Anregungen“ von der Basis einzubeziehen. Die Freienvertretung wird ein Auge darauf haben und die uns (und auch unsere) versprochene Beteilung an diesem (unschönen) Prozess einfordern. #tobecontinued
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Immerhin: seit der Sitzung des neu zusammengesetzten Verwaltungsrates am gestrigen Donnerstag ist es etwas wahrscheinlicher geworden, dass künftig auch an den immer noch sehr opulenten Gehältern unserer Chef:innen gespart wird. Das im letzten Herbst noch vom alten Verwaltungsrat abgenickte Konzept zur Bezahlung der außertariflichen Mitarbeitenden (AT-Konzept) stand erneut zur Debatte – und der neue Verwaltungsrat hat deutlich gemacht, dass er seine Kontrollaufgabe wirklich ernst nimmt: Er hat dem AT-Konzept – wohl auch zur Überraschung der Geschäftsleitung – nicht zugestimmt, sondern deutlich gemacht, dass eine „spürbare Absenkung“ der AT-Gehälter für ihn „außer Frage“ stehe. Eine endgültige Entscheidung will der Verwaltungsrat am 11. Juli treffen. Die Freienvertretung begrüßt diese Haltung. Das Tarifgefüge des rbb mit bis zu deutlich sechsstelligen Jahresgehältern sollte unserer Meinung nach ausreichen, um auch Führungskräfte angemessen und auskömmlich zu bezahlen.
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Über zu wenig senderöffentliche Kommunikation beklagt sich auch die Themengruppe „Freie“. Die Kolleginnen und Kollegen haben in den letzten Wochen im Rahmen des Zukunftsprozesses intensiv recherchiert, nachgefragt und nachgehakt und richtig gute Arbeit geleistet. Leider, so ihre nachvollziehbare Kritik, kriegen die allermeisten Kolleg:innen davon wenig mit. Denn die Ergebnisse werden – wenn überhaupt – nur in kleinem Kreis kommuniziert. Dummerweise werden auch die erarbeiteten Maßnahmen absehbar nicht umgesetzt, weil sie allesamt Geld kosten. So werden die Freien auch weiterhin auf die Anhebung der Kappungsgrenze, die Erhöhung der Fortbildungshonorare, die Abschaffung der 5-Tage-Prognose und die Aufstockung des Familienzuschlages warten müssen. Dumm gelaufen! Im August ist vorerst (oder sowieso) Schluss mit dem Zukunftsprozess. Und wie geht es dann mit den Freien-Themen weiter? Das möchte die Themengruppe gerne auf unserer Freienversammlung am 13. Juni 2023 mit euch besprechen. Der Termin sollte schon rot in euren Kalendern angestrichen sein. Wir treffen uns von 10 bis 12 Uhr im Sendezentrum Fernsehen in Potsdam, Raum 311 und hoffen auf massenhaftes Erscheinen. Es wird aber auch die Möglichkeit geben, sich digital zuzuschalten. Der Link wird rechtzeitig veröffentlicht!
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Überhaupt keine Kommunikationsprobleme hatten die rund 80 Kolleginnen und Kollegen, die Anfang der Woche an einem (digitalen) Informationsaustausch teilgenommen haben. Eingeladen hatte das Aktionskomitee der Freien alle FREIEN und FESTEN Kolleg:innen. Thema: die unendliche Geschichte der diesjährigen Gehalts- und Honorar-Tarifverhandlungen. Auch die achte Verhandlungsrunde war ja – wie berichtet – ergebnislos abgebrochen worden. Wie soll/kann es jetzt weitergehen? Größte Knackpunkte aus Sicht der Gewerkschaften ver.di und DJV: eine fehlende soziale Komponente bei der Tarifanhebung. Außerdem soll die berechtigte Forderung der Freien nach Einführung der Stufe 6 beim Honorarrahmen Programm zum Abschmelzen der linearen Steigerung von mageren 2,8% auf noch magerere 2,1% führen. Und nu? Die Gewerkschaften sehen drei mögliche Handlungsoptionen: 1) die Annahme des letzten „unterirdischen“ rbb-Vorschlags, 2) Aufruf zum unbefristeten Streik oder 3) eine Schlichtung.
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Wenig überraschend traf Punkt 1) nicht auf Begeisterung. Stattdessen berichteten viele Kolleg:innen, dass der Frust in ihren Abteilungen so groß ist, dass die Bereitschaft – auch für einen länger angesetzten – Streik ungebrochen ist. Auch die Möglichkeit einer Schlichtung wurde positiv diskutiert. Vielleicht – so die Hoffnung – kann ein unverstellter Blick von außen den sehnlichst erwarteten Durchbruch bringen? Welcher Schritt letztendlich gegangen wird, entscheiden die Tarifkommissionen der Gewerkschaften. Der Abend hat aber noch einmal klar gemacht, dass bald etwas passieren muss! #tobecontinued
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Weiter geht es auf jeden Fall mit der Sommerurlaubsaktion der Freien für Bestandsschutz und faire Honorare – und sie führt jetzt schon zu ersten Programmausfällen. So haben die Redaktionen der Vorabendformate schön & gut und Studio 3 ihren Mitarbeiter:innen angekündigt, dass die Sendungen vom 17. bis zum 28. Juli pausieren werden, weil die Sendesicherheit mangels freier Mitarbeiter:innen nicht sichergestellt werden könne. Ein deutliches Zeichen! Wen das möglicherweise jetzt motiviert, sich dem gemeinsamen Sommerurlaub anzuschließen: Noch sind wohl Restplätze verfügbar – Buchungen sind online möglich.
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Gute Kommunikation pflegt der Freienrat nun schon seit 7 Jahren mit seinem jährlich stattfindenden ARD-Freienkongress. Den „Aufschlag“ hatte die rbb-Freienvertretung 2016 in Berlin gemacht. Gute Ideen haben eben eine lange Laufzeit! Und nach zweijähriger Pandemiepause, in der wir auf eine Online-Variante umsteigen mussten, ist nun endlich wieder Präsenz angesagt. Getagt wird am 13. und 14. Oktober im WDR-Funkhaus am Wallrafplatz. Anmelden kann man sich ab sofort und kostenlos unter freienkongress2023@ard-freie.de. Geboten werden – wie immer – hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen. Los geht es am Freitag, den 13. (!) mit „Unsicher, unterbezahlt, unzufrieden – Freie ohne Zukunft?“ Wie immer werden zudem an beiden Tagen zahlreiche Panels angeboten von „Arbeitsrecht für Freie“ über „Abwechslungsbedürfnis ist Schwachsinn“ bis hin zu „KI übernehmen Sie?“ WDR-Intendant Tom Buhrow schaut als Hausherr natürlich auch vorbei.
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Und manchmal findet eine zunächst blockierte Kommunikation dann noch den Weg in die Öffentlichkeit. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zur Regionalberichterstattung des rbb mit dem schönen Titel: „Monitoring rbb fernsehen, Sendeumfang mit Regionalbezug Brandenburg/Berlin“ ist ab sofort im Intranet einzusehen. Vor zwei Jahren war sie nach Fertigstellung in irgendeiner Sender-Schublade verschwunden. Der „Business Insider“ argwöhnte, dass die Ergebnisse so unterirdisch gewesen sein müssen, dass die Geschäftsleitung die Studie vorsorglich in der Versenkung verschwinden lassen hat. Aber – weit gefehlt! Im Fazit des Gutachten heißt es: „Im Hinblick auf die Frage nach der Gewichtung der Berlin- und Brandenburgberichterstattung lässt sich abschließend festhalten, dass bei der für den Grundversorgungsauftrag besonders relevanten Berichterstattung über Politik und Gesellschaftsthemen keine gravierenden Ungleichverteilungen zwischen den beiden Ländern zu beobachten sind.“
Eigentlich keine Einschätzung, für die sich eine Landesrundfunkanstalt schämen müsste….aber die Bewertung hängt natürlich immer vom eigenen Anspruch ab. Jetzt können sich jedenfalls alle mitdiskutieren.
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Und diejenigen, die über die (hoffentlich) sonnigen Pfingstfeiertage noch etwas zum Schmökern suchen, sei die „Studie zum Medienvertrauen nach Pandemie und Zeitenwende“ empfohlen. Allen Unkenrufen zum Trotz schneidet auch hier der ÖRR ziemlich gut ab, jedenfalls deutlich besser als die öffentliche Diskussion vermuten ließe.
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Jetzt aber erst einmal: ein schönes Pfingstwochenende!
Eure Freienvertretung
Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.