Tarifverhandlungen + Spitzenposten + Krankenstand

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nach den Tarifverhandlungen ist bekanntlich vor den Tarifverhandlungen. Heute ging es noch um die Steigerungen der Gehälter und Honorare (und die Anhebung des Programm-Honorarrahmens), am Dienstag steht schon wieder der Bestandsschutz für alle auf dem Programm. Und auch die Freienvertretung denkt dieser Tage fast nur noch ans Geld.

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Denn auch wenn DJV und Verdi sich in ihrer gemeinsamen Tarifinfo eine recht freundliche Überschrift gegönnt haben, die mit „konstruktiver Austausch“ beginnt: Im Kern sind die Tarifparteien noch weit auseinander. Während die Gewerkschaften frei nach dem Robin-Hood-Prinzip vorgehen wollen (= bei den Geringverdienenden viel drauflegen, bei den Vielverdienenden nur ein wenig), lehnt die rbb-Geschäftsleitung eine soziale Staffelung der Tarifsteigerung vollständig ab. Denn wo käme man hin, wenn eine A-Führungskraft nicht dieselbe Tariferhöhung bekommen würde wie eine Mindestlohn-Hilfskraft? Fragt sich auch die Freienvertretung …

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… und malt sich aus, dass man bei den Gutverdienenden so viel Geld zusammenkratzen könnte, um zum Beispiel den Honorarrahmen Programm endlich umzusetzen. Von einem festen D8-Gehalt (Tagessatz: 305 Euro) ist ein freies 3.1.-Redaktionshonorar (251 Euro) nämlich immer noch genauso weit entfernt wie vor drei Jahren. Wenn es nach der Geschäftsleitung geht, wird sich daran aber auch in diesem Jahr nichts ändern – und danach auch nur ein bisschen. Eine Stufe hoch auf (geschätzt) 265 Euro sind geboten. Wie seit dem 16. Dezember 2022 übrigens – in fast drei Monaten ist die Geschäftsleitung den Programm-Freien keinen Zentimeter entgegengekommen.

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Aber man muss auch für die kleinen Dinge dankbar sein, oder? Immerhin: Bei der einmaligen Inflationsausgleichsprämie (in den meisten Sendern: 3000 Euro für alle) kann sich die rbb-Geschäftsleitung inzwischen doch vorstellen, den Eher-nicht-so-viel-Verdienenden mehr zu geben (3000 Euro) und den Eher-recht-gut-Verdienenden weniger (1500 Euro).

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Wie es bei der Beschäftigungssicherung aka #bestandsschutzfüralle aussieht, werden wir nächste Woche Dienstag erfahren. Seitdem sich die Intendantin durchgerungen hat, die Verhandlungen fortzusetzen, will ihre Delegation vor allem eines herausbekommen: Was würde der Kompromissvorschlag der Gewerkschaften eigentlich kosten? Während die Excel-Kalkulationen der Verhandlungskommissionen die PC-Lüfter rauschen lassen, kann die Freienvertretung es sich mit ihrer Antwort einfach machen: Gar nichts kostet die Beschäftigungssicherung! Außer vielleicht gute Personalplanung und den echten Willen, langjährige Freie tatsächlich weiterzubeschäftigen.

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Und was darf eigentlich die nächste Verwaltungs-Direktorin oder der nächste Intendant kosten? Die Freienvertretung fände ja eine Kopplung an die Amtsbezüge der Landesregierungen in Berlin und Brandenburg charmant. Aber die bisherigen Argumente des rbb-Verwaltungsrats lassen sich natürlich auch nicht von der Hand weisen: Die richtig guten Leute bekommt man dafür vielleicht nicht. Wie gut der rbb zuletzt mit solchen Hochkaräter*innen gefahren ist, darüber muss zum Glück der neue Rundfunkrat befinden, vielleicht ja schon in seiner Sitzung am Dienstag. Die Ausschreibung für den Direktorenposten ist gerade veröffentlicht und die Ausschreibung der Intendantinnen-Nachfolge soll möglichst auch noch im März erfolgen. Beim rbb gilt immer: Augen auf bei der Berufswahl. Nicht dass sich noch jemand falsche Hoffnungen auf ein rbb-übliches 20.000-Euro-Direktor*innen-Gehalt macht und am Ende mit einer schnöden 15.000-Euro-Minister*innenvergütung vorliebnehmen muss.

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Zum Schluss noch ein bisschen Erdung gefällig? Die Personalabteilung hat uns die jüngste Freien-Statistik übermittelt. Stand 31.12. waren wir beim rbb

  • 1465 Arbeitnehmerähnliche,
  • jeweils mit einem jährlichen Durchschnittshonorar von gut 43.000 Euro (inklusive Zahlung bei Urlaub und Krankheit).
  • Immer noch jede*r Zehnte hat keinen einzigen Urlaubstag beantragt,
  • keinen einzigen Krankheitstag abgerechnet haben fast 40 Prozent von uns.
  • Trotzdem ist der Krankenstand dramatisch gestiegen: auf 14 Tage pro Person im Jahr 2022 – im Vorjahr waren es noch 9 Tage.

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!
Eure Freienvertretung

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