Entgelt-Tarifverhandlungen – Belegschaftsversammlung – Weichenstellung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wieder so eine Woche, in der man auch an zehn Tagen nicht alles geschafft hätte. Und in der man Freitagabend leider nicht wirklich schlauer ist als Montagfrüh.

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Montag: Bild und BZ berichten über die Klausur der Geschäftsleitung und der Hauptabteilungsleiter*innen im Landgut Stober. In dem Text geht es vor allem um die Speisekarte (Hirschkeule und Wolfsbarsch im Wirsingmantel). Die Freienvertretung hätte ja lieber gewusst, welche Auswahl von Kürzungsvorschlägen die Führungskräfte auf die Flipcharts gemalt haben. Unsere eigenen Rechercheergebnisse waren aber auch nicht ergiebiger, …

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… denn das Express-Briefing der Intendantin über die Klausur-Ergebnisse für die Interessenvertretungen fühlte sich eher an wie eine Preisverleihung des Netzwerks Recherche. Immerhin: Die Klausur sei ein schöner Austausch gewesen, mit hoher Fachlichkeit und guten Aussichten auf einen erfolgreichen Umbau des rbb. Wo und was genau? Sinngemäße Antwort: Entschieden sei nichts, geprüft werde alles, im Januar könne man bestimmt mehr sagen. Learning der Freienvertretung: Belegschaftsbeteiligung fordern ist nicht schwer, Belegschaftsbeteiligung umso mehr. Wir haben es versucht und bleiben natürlich dran …

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… aber auch die 1000 Kolleg*innen bei der Belegschaftsversammlung am Freitag haben nicht wesentlich mehr aus Frau Vernau herausbekommen. Allerdings: Die Kosten-Nutzen-Relation der Landgut-Klausur war in Ordnung, deren Kosten sind bekannt, werden aber nicht bekannt gegebenen. Zu verbergen gebe es zwar nichts, aber: „es geht mir einfach gegen den Strich“. Ruhegelder werde es in Zukunft jedenfalls nicht mehr geben. Und auf die Frage, ob die bestehenden Verträge mit den Ruhegeldempfängern neu verhandelt oder aufgelöst werden: keine Antwort.

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Absolut sehenswert aber der Austausch der Belegschaft mit ihrer Intendantin über angemessene Produktionsbedingungen („in der Tonmischung laufen uns die Mäuse über die Füße“), angemessene Gehälter („ich verdiene deutlich weniger als meine Vorgängerin“) und die Frage, wie sich intrinsische Motivation und Bezahlung zueinander verhalten. Ein Bekenntnis der Intendantin macht sich die Freienvertretung jedenfalls ausdrücklich zu eigen: Ehrenamtlich arbeiten ja, aber neben dem Job. „Wir brauchen vernünftige Arbeitsbedingungen. Sie müssen intrinsisch motiviert sein, aber wir müssen auch ordentlich zahlen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Und hätte unmittelbar nach der Belegschaftsversammlung nicht die erste Runde der Entgelttarifverhandlungen begonnen, hätte man denken können: Darauf kann man doch aufbauen. Aber kluge Thesen auf der Belegschaftsversammlung sind etwas ganz anderes als ein konkretes Angebot an die Gewerkschaften. „Indiskutabel“, war noch der höflichste Ausdruck, den die Gewerkschaftsseite sich abringen konnte. Und weil dieser völlig missratene Verhandlungsauftakt hoffentlich bald durch ein ernst gemeintes Angebot ersetzt wird, will auch die Freienvertretung hier nicht mit obsoleten Einzelheiten Zeilen schinden. Aber …

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… dass Frau Vernau ihr „erstes Angebot“ ausgerechnet damit rechtfertigen lässt, dass der Honorarrahmen Programm ja von Stufe 4 (von 8) nach drei Jahren auf die sagenhafte Stufe 5 gesteigert werden soll, das soll hier doch erwähnt werden. Klartext: Die freien 3.1-Redakteur*innen z.B. bekommen bisher 251 Euro – statt der 305 Euro, die der Honorarrahmen eigentlich vorsieht.

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Seit drei Jahren hat sich der Rückstand nicht verändert, jetzt bietet der rbb für die nächsten zwei Jahre an, auf ca. 268 Euro hochzugehen (immer noch statt der 305 Euro, die eigentlich fällig sind). Schnell mal rechnen: 17 Euro Gesamtsteigerung in fünf Jahren wären dann pro Jahr, äh, 1,2 Prozent Angleichung. Eine so unglaublich erhebliche Zusatzbelastung für den rbb, dass er leider, leider selbst bei 10 Prozent Inflation nur noch eine lineare Steigerung von 1,9 Prozent für 24 Monate (also pro Jahr: nicht mal ein Prozent) anbieten kann. #ohneworte

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Es geht doch auch anders! Die Tarifverhandlungen zum Home Office sind auf der Zielgeraden, so der Verhandlungsstand vom Dienstag. Der letzte Schliff soll im neuen Jahr erfolgen, dann sind die Gremien dran. Bis dahin wird die bisherige Interimslösung verlängert.

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Am Mittwoch wurde erst der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow im Medienausschuss angehört, dann sickerte durch, dass die Berliner Regierungsparteien den rbb-Rundfunkrat wieder zur Chef*innensache machen wollen. Am Donnerstag nominierte das Abgeordnetenhaus als neue Mitglieder SPD-Fraktionschef Raed Saleh und seine Kollegin von den Linken, Anne Helm (war früher auch mal Freie beim rbb als Synchronsprecherin). Antje Kapek von den Grünen und CDU-Vertreter Christian Goiny bleiben dem Rundfunkrat erhalten.

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Ebenfalls Donnerstag teamste die Findungskommission zum ersten Mal, die bis zum Sommer die Nachfolge der Interimsintendantin regeln soll. Wieder mit dabei: Die beiden Belegschaftsvertreterinnen Sabine Jauer (Personalrat) und Dagmar Bednarek (Freienvertretung). Wir freuen uns natürlich sehr, vor allem, weil von diesen beiden konstanten Größen abgesehen völlig unklar ist, ob von den vier anderen Mitgliedern nach der Neukonstituierung des Rundfunkrats im März noch jemand dabei bleibt.

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Ebenfalls Donnerstag gab es endlich auch das erste richtige Treffen nach dem Unfall einer Kollegin bei einem Reporterteam-Einsatz. Nachdem wir mehrere Wochen ernsthafte Bedenken hatten, ob der Vorfall angemessen aufgearbeitet wird, haben wir jetzt den Eindruck: Das Problem wurde verstanden. Arbeitssicherheit fängt schon in der Planung an, Einsätze mit ungesicherter bewegter Kamera sind grundsätzlich nichts für das Reporterteam. Ein Gimbal ist ein hervorragendes gestalterisches Hilfsmittel – und zum professionellen Einsatz gehört eine professionelle Gefährdungsbeurteilung. #tobecontinued

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Probleme bei digitalen Urlaubsantrag? Praxistipp: einen anderen Sender anklicken, „0“ eintragen – dann läuft es.

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Last not least: Das Team Honorarabrechnung bittet uns, einen Hinweis zum Jahreswechsel weiterzugeben – machen wir natürlich gerne. Die Tätigkeitsnachweise für das alten Jahr bitte spätestens bis zum 12. Januar 2023 einreichen! Rpt: bis zum 12. Januar!

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.