Belegschaftsversammlung + Ausschreibung + Untreue

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s schon wieder richtig rund! Der Business-Insider hat nachgelegt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Direktor*innen. Drei Wochen hatte unsere Interims-Intendantin Bedenkzeit, ab nächster Woche geht es zur Sache. Die Zahl der Stellungnahmen im Intranet ist jedenfalls wieder auf dem guten alten Krisenniveau angekommen.

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Und was hält die Freienvertretung eigentlich von alledem? Das fragen uns (nicht nur) die wieder neugierig gewordenen Kolleg*innen der anderen Medien. Tja, was soll man sagen: Auch, wenn einem das da draußen keiner glaubt: Wir müssen uns die Freienvertretung als eine glückliche Interessenvertretung vorstellen. Ganz im Ernst.

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Denn wer sich zum Beispiel den am Dienstag fertiggestellten Reform- und Forderungskatalog für E-Kamera, EB-Technik, EB-Kamera und Reporterteams“ ansieht, der kann doch nur stolz darauf sein, mit so tollen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten zu dürfen! Den ebenfalls großartigen Forderungskatalog der CutterInnen kennen ja schon alle, oder? Die Workshops sind verabredet, der Runde Tisch ist ausgemachte Sache, alte und neugewählte Freiensprecher*innen schalten sich regelmäßig zusammen (nächsten Montag wieder, 19 Uhr). Die Beschäftigten nehmen ihre Angelegenheiten selbst in die Hand. Die Freienvertretung meint jedenfalls: Darauf und nur darauf kommt es an, …

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… und wir freuen uns sehr auf Dienstag und die erste Belegschaftsversammlung, zu der die Interimsintendantin eingeladen hat! Frau Vernau will mit uns ihre Ideen für die Zukunft des Senders besprechen und einen Vorschlag machen, wie die Belegschaft künftig ihre Vorstellungen einbringen kann. So viel ist der Freienvertretung schon jetzt klar: Die promovierte Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin denkt bei sowas größer als die meisten – und eher nicht an unsere im August beschlossene Aufklärungskommission oder den vieldiskutierten Beirat. Am Montag werden die Interessenvertretungen miteinander beraten, ob und wie weit wir da mitgehen wollen.

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Wichtiger: Dass Frau Vernau am Dienstag auch aus erster Hand erfährt, welche Vorstellungen ihre Belegschaft hat. Die Distanz zwischen Köln-Berlin lässt sich mit einer Bahncard100 sicher erstklassig überbrücken. Die Distanz, die zwischen unseren rbb-Sommer-Erlebnissen und 295.000 Euro Jahresgehalt liegen, ist schon ein anderes Kaliber. Warum eine Interimsintendantin, die den rbb für maximal ein Jahr leiten soll, ihre „rechte Hand“ gleich für drei Jahre an den rbb binden will, das muss sie der Belegschaft selbst erklären. Und warum sie „spätestens zum 1. Mai“ den Posten des Verwaltungsdirektors besetzen will, obwohl nur wenige Monate danach die Geschäftsleitung sowieso neu zusammengesetzt wird.

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Die Freienvertretung denkt sich jedenfalls, dass man Führungsqualitäten nicht zuletzt daran erkennt, wie man mit eigenen Fehleinschätzungen umgeht. Eine Ausschreibung kann man, muss man manchmal wieder stoppen, diese Lektion hat der rbb in diesem Sommer auf die harte Tour gelernt. Und dass es einem auf die Füße fallen kann, wenn man die Hinweise aus der Belegschaft nicht ernst nimmt. Aber noch, denkt sich jedenfalls die Freienvertretung, noch ist ja kein Schaden entstanden …

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… anders als bei dem 700.000-Euro-Mann, der zwar nicht arbeitet, aber trotzdem kassiert. Der Grat zwischen goldenem Handschlag und strafbarer Untreue ist offensichtlich schmaler, als sich der Verwaltungsdirektor und die (zum Redaktionsschluss offenbar noch amtierende) Justitiarin klargemacht hatten. Unstrittig gilt für sie beide die Unschuldsvermutung, und ebenso unstrittig: das Ansehen der Geschäftsleitung könnte kaum schlechter sein. Frau Vernau ist jedenfalls nicht zu beneiden, denkt sich die Freienvertretung …

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… aber was geht das alles eigentlich die Freienvertretung an? Soll doch auch mal der Verwaltungsrat seine Aufgaben („… überwacht die Geschäftsführung der Intendantin“) erfüllen! So steht es aus guten Gründen im rbb-Staatsvertrag. Der ist dieser Tage unsere häufigste Lektüre, denn auf der Suche nach besseren Regeln für den rbb haben uns die beiden Parlamente von Berlin und Brandenburg gebeten, unsere Forderungen für einen besseren Staatsvertrag aufzuschreiben.

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Machen wir natürlich gerne. Unseren Vorschlag, mit der überkommenen Intendantinnen-Verfassung ganz Schluss zu machen, hatten wir ja schon im September im Abgeordnetenhaus vorgetragen. So erfreulich wie überraschend: mit ausdrücklicher Unterstützung des Programmdirektors Jan Schulte-Kellinghaus (im länglichen Wortprotokoll zu finden auf Seite 31). Am 17. Oktober steht das Thema erneut im Kalender, der Brandenburger Hauptausschuss und der Berliner Medienausschuss tagen länderübergreifend gemeinsam – bis dahin wollen wir unsere Vorschläge für die Gesetzesnovelle ausgearbeitet haben.

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#savethedate I: Am 21. Oktober diskutiert die Freienvertretung mit auf der Jahreskonferenz des Instituts für Medienverantwortung (im Livestream oder im Terzo Mondo).

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#savethedate II: Die jährliche Freienversammlung findet am 6. Dezember statt, von 10 bis 12 Uhr im Kleinen Sendesaal, Berlin (hybrid).

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#savethedate III: Wie es aussieht, kehrt der ARD-Freienkongress zurück nach Hause – der Freienrat tagt am 16. und 17. November bei uns in Berlin und arbeitet daran, dass der Kongress im April 2023 eine Berliner Koproduktion von Deutscher Welle, Deutschlandradio und rbb wird (in Präsenz, hoffentlich).

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.