Bonus-System + Malus-System + Umfrage

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich – was sich alles so über die Sommerferien enthüllen, verleugnen, aufklären lässt. Die wie immer streng nach wissenschaftlichen Grundsätzen arbeitende Freienvertretung tüftelt noch einem Phasen-Modell, dass das ganze rbb-Trauerspiel in nachvollziehbare Einzelteile zerlegen kann.

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Bisher können wir mindestens vier Phasen isolieren:  Nach der ersten Phase der Leugnung kam ganz klassisch die Phase von Wut-Zorn-Empörung – beim rbb gefolgt von der Phase von Zorn-Empörung-Wut, um wiederum abgelöst von der Phase von Empörung-Wut-Zorn. Untechnisch gesagt: Die Stimmung ist unterirdisch wie nie – und durch Rundfunkratssitzungen, Hauptausschusssitzungen, Sondersendungen, Direktions- und Belegschaftsversammlungen wird sie nicht besser, sondern immer schlechter.

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Natürlich freut sich die Freienvertretung über das riesige Presseecho, das der Belegschafts-Protest am Montag gefunden hat! Über die selbstbewussten Kolleg*innen, die ihre Forderung zum Rücktritt der gesamten Geschäftsleitung mit ihrer Unterschrift fordern (im neuen Teams-Belegschaftschat). Darüber, wie selbstverständlich wir selbst in den allerhippsten Medienformaten gehört werden. Dass uns die Politik um Rat fragt, wie man weg kommen könnte vom „System Schlesinger“ und der Intendantenverfassung.

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Aber ehrlich gesagt wäre es viel schöner, wenn wir zügig in eine neue Phase eintreten könnten, wo wir endlich Nägel mit Köpfen machen können. Dass der geschäftsführende Intendant am Dienstag im Hauptausschuss freundlich andeutete, dass er beim #bestandsschutzfüralle zumindest „nicht unzuversichtlich“ (ab 52:18) sei, ist schön. Ein neuer Verhandlungstermin mit den Gewerkschaften wäre hilfreicher.

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Und auch wenn die Liste mit den Gehältern der AT-Beschäftigen seit heute im Intranet steht (so wie die der Geschäftsleitung seit Mittwoch): Für weit schlimmer, ungerechter, skandalöser als das so gut wie abgeschaffte Bonus-System (exklusiv für Führungskräfte) halten wir das seit Jahren bestehende Malus-System (exklusiv für Freie). Man muss nur das „variable Vergütungssystem“ und die „tarifierten Mindesthonorare“ nebeneinander legen: Die einen bekommen 10 bis 20  Prozent mehr, die anderen bekommen 15 bis 18 Prozent weniger. #rbb2022

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Ächz, schluck, stöhn – kann das wirklich wahr sein (#phasederleugnung)? Leider ja. Die Älteren erinnern sich: Schon 2019 hatte sich der rbb mit den Gewerkschaften auf einen Honorarrahmen für Programm-Freie geeinigt – mit dem Ziel, die Gehälter der Festen und die Honorare der Freien endlich anzugleichen. Weil der Sender angeblich kein Geld für eine sofortige Umsetzung hatte, werden aber immer noch nur die Honorare aus dem Start-Rahmen bezahlt. (In Zahlen: 251 Euro statt eigentlich 305 Euro für die 3.1-Redaktionsarbeit). #wutzornempörung

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Mit Verlaub, so können wir nicht weiterarbeiten! Wenn der rbb mehr Programm macht, als er sich leisten kann, darf er die Mehrkosten nicht einfach bei den Honoraren abziehen. Wer dieser Tage auf Versammlungen, Ausschüssen und in den Medien das Vertrauensverhältnis zwischen Belegschaft und Geschäftsleitung beschwört, hat dazu eine exzellente Gelegenheit: Honorarangleichung jetzt! Der Ziel-Honorarrahmen muss endlich in Kraft treten. Ach ja, bei der Versammlung der Chefredaktion wurde heute Chefredakteur Biesinger nach einem Wunsch an die künftige Hausleitung gefragt. Die bemerkenswerte Antwort: Wir sollten künftig lieber weniger machen, aber das „ordentlich finanziert“. Besser könnte es die Freienvertretung auch nicht sagen.

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Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen in unserer Umfrage! Schreibt uns, wie ihr die Lage seht: https://forms.office.com/r/q9ZQj9q9Sk  

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.