Löffelhäppchen + Schlagzeilen + Belegschaftsversammlung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wer in der Aktualität zuhause ist, weiß natürlich: Manche Themen kann man sich nicht aussuchen, die sind gesetzt, ob es einem passt oder nicht. Und so viel ist sicher: Dass unsere Intendantin und der rbb-Verwaltungsratsvorsitzende überregionale Schlagzeilen machen, das passt der Freienvertretung ganz und gar nicht.

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Wir hätten nämlich durchaus Wichtigeres zu besprechen als die Frage, wer mit wem und in wessen Wohnzimmer „kleine raffinierte Gabel- und Löffelhäppchen“ verkosten durfte. Ebensolche hat es in der Berliner Cafeteria seit Menschengedenken jedenfalls nie gegeben. Und wird es auch nicht geben, denn die Cafeteria ist ja längst Baufeld – wer dieser Tage im Fernsehzentrum arbeitet, muss zackig loswandern, um während der Mittagspause den Weg ins Casino und zurück zu schaffen. Eine gute Versorgung für die Kolleginnen und Kollegen fußläufig im FSZ – ja doch, die Freienvertretung findet sowas wichtig.

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Stattgegeben: Bei den Gehaltserhöhungen unserer Direktorin und der Direktoren (+12 Prozent) bzw. unserer Intendantin (+16 Prozent) geht es um hohe Summen. Aber was sind schon eine Million Euro (abgerundet) für die Gehaltskosten unserer Top 5? Im Vergleich zu den vielen, vielen Millionen, auf die über 1000 Programm-Freien Jahr für Jahr verzichten müssen? Weil die tarifierten Honorare aus dem Ziel-Honorarrahmen bzw. die Angleichung an die Festen-Gehälter immer noch nicht umgesetzt werden? Doch, der Freienvertretung ist das immer noch wichtig.

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Sogar die winzigen 0,2 Prozentpünktchen sind uns wichtig, die sich der rbb spart, indem er Freie zum ermäßigten Beitragssatz bei ihren Krankenkassen anmeldet (mit der Folge, dass die Kasse nach sechs Wochen keinen Cent Krankengeld zahlt). Dass der rbb sich die Sozialabgaben auf Ausgleichszahlungen z.B. an unbeschäftigte Kameraleute spart (mit der Folge, dass dieses Einkommen nicht rentenwirksam wird). Dass der rbb seinen Produktionshilfen zwar den Bundesmindestlohn zuletzt großzügig aufrundete (von 9,82 auf 9,90 Euro), ihnen aber den neuen Berliner Landesmindestlohn (13 Euro) verweigert („gilt nicht für den rbb“). Zugegeben, verglichen mit Geschäftsleitungsgehältern, Beraterverträgen, Messe-Medientrainings-Tagessätzen und Aufträgen an Ehegatten sind das alles lächerlich kleine Summen, damit macht man keine Schlagzeilen.

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Trotzdem würden wir das gerne alles vermitteln. Aber warum sozialversicherungspflichte Freie durchversichert werden müssten, anstatt tageweise an- und abgemeldet zu werden (und wer vom Gegenteil profitiert) – das ist mindestens so mühsam nachzuvollziehen wie die Frage, welche Aufsichtsratsposten unser Verwaltungsratsvorsitzender sonst noch innehat und welche Interessenkonflikte das mit sich bringen könnte. Aber schlussendlich, Lamento zu Ende, es gibt halt Themen, die kann man sich nicht aussuchen.

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Die gemeinsame Stellungnahme des Personalrats, des Redaktionsausschusses und der Freienvertretung findet ihr hier im Intranet. Sieben Bulletpoints reichen bei Weitem nicht aus, um auch nur annähernd abzubilden, wie die groß die Enttäuschung bei den Kolleginnen und Kollegen ist, die sich nach der Belegschaftsversammlung am Dienstag bei den Interessenvertretungen gemeldet haben. Selbstverständlich: Niemand muss sich dafür rechtfertigen, mit wem man verheiratet ist (im Mitschnitt bei ca. 10:15). Aber wie es mit den Compliance-Regeln des rbb vereinbar ist, wenn ein Angehöriger sechsstellige Beträge u.a. für Medien-Coachings bekommt, das sollte man schon erklären können. Und selbst die abgebrühte Freienvertretung ist zusammengezuckt, als die frühere Panorama-Journalistin noch einmal ausdrücklich der Belegschaft ihre heutige Haltung zu Whistleblowern klarstellte („An die Presse zu gehen, an die Öffentlichkeit, ist ein Akt der Illoyalität“, ab ca. 12:50).

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Wann auch immer und mit welchen Konsequenzen auch immer diese Affäre aufgearbeitet sein wird – bis dahin haben wir viel miteinander zu klären. Was die Interessenvertretungen zum Beispiel mit „Prestigebauten“ meinen und was für „funktionale Zweckbauten“ halten, darüber können wir nach unserem gestrigen Besuch beim NDR Haus 18 bzw. „Haus 18a“ in Hamburg-Lokstedt viel besser reden.

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.