Freienprotest + Reporter*innen gesucht + Fortbildungshonorare

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie habt ihr die zurückliegende Woche verbracht? Auf dem „zweiten Standbein“? Im Urlaub? Mit lang aufgeschobenen Besuchen bei Freunden oder Verwandten? Rund 400 von euch haben sich jedenfalls in Bezug auf den rbb gedacht: #wirsindnichtda – und durch ihre temporäre Abwesenheit ein deutliches Zeichen gesetzt: Für sichere Jobs und gerechte Honorare, gegen Programmkürzungen und Arbeitsverdichtung.

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Für die Freienvertretung führte das zu einer vergleichsweise ruhigen Woche – im rbb-Programm zu durchaus wahrnehmbaren Lücken: zibb kam fünf Tage lang aus der Konserve, um 13 Uhr gab es keine Fernsehnachrichten, auf Inforadio ungewohnt viele Korrespondentenberichte und wenig aus der Region, im Kulturradio z.T. sehr lange Musikstrecken ohne Wortbeiträge. Viele, die mit dem Programm des rbb vertraut sind, wunderten sich vermutlich über ungewohnte Autor*innen oder Moderator*innen: Oftmals waren größere Ausfälle nur zu vermeiden, indem Festangestellte einsprangen und für sie z.T. ungewohnte Tätigkeiten übernahmen.

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Gleich zu Beginn der Woche waren gut 150 freie und feste rbb-Mitarbeiter*innen dann doch nochmal kurz da und haben ihre Forderungen lautstark auf die Straße gebracht. Bei einer Kundgebung vor dem Fernsehsendezentrum in der Masurenallee machten sie deutlich, dass Forderungen wie Bestandsschutz für alle Freien oder gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit schnell umgesetzt werden müssen, bevor wieder Ruhe einkehrt. Die Gespräche zwischen rbb und Gewerkschaften am vergangenen Freitag waren ein erster Schritt in die richtige Richtung. Der Großteil der Strecke muss aber noch bewältigt werden.

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Immerhin: Nachdem der rbb monatelang gemauert hat, möchte er nun mit den Gewerkschaften über eine „Beschäftigungssicherung für langjährige Freie“ verhandeln. Dabei schwebt ihm wohl vor, Freien nach z.B. 20 Jahren Betriebszugehörigkeit 80 Prozent ihrer durchschnittlichen Honorareinkünfte bis zur Rente zu garantieren. Die Vertreter der Gewerkschaften ver.di und DJV haben auf der Kundgebung am Montag deutlich gemacht, dass der Bestandsschutz schon deutlich früher greifen und mehr als 80 Prozent absichern muss. Und auch die Freienvertretung findet: Da ist noch viel Luft nach oben. Wieviel möglichst ist, wird am Ende von uns allen abhängen!     

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Vielleicht gelingt es ja sogar, schon vor Beginn des nächsten Jahres eine Einigung hinzukriegen? Dann müsste sich der rbb, der im 2022 erstmals den ARD-Vorsitz übernimmt, nicht mehr mit Protesten unzufriedener freier Mitarbeiter*innen rumärgern, sondern könnte sich in Ruhe seinem prestigeträchtigen Amt widmen. Bereits am Montag hatten die anderen ARD-Intendant*innen Gelegenheit, sich am Rande eines Treffens beim rbb mit der Protestkultur der rbb-Freien vertraut machen: Zumindest einer der angereisten Intendanten hat auch direkt bei der Kundgebung vorbeigeschaut und sich über die Forderungen der Demonstranten informiert. Vielleicht gibt es da im kommenden Jahr dann noch weitere Gelegenheiten zum Austausch.    

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Sicherlich nur ein Zufall ohne Zusammenhang mit anderen Ereignissen in dieser Woche: Der rbb sucht offenbar im großen Stil aktuelle Reporter*innen fürs CNC. Freie rbb-Kolleg*innen, die sich verändern wollen oder nicht ausgelastet sind, ermutigen wir ausdrücklich, sich zu bewerben. Dem rbb würde die Freienvertretung angesichts scheinbaren Personalmangels allerdings empfehlen, erstmal die vorhandenen Fachkräfte nach Kräften zu hegen und zu pflegen. #Bestandsschutz #Honorarangleichung  

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In diese Richtung scheint immerhin schon die Entwicklung bei den Fortbildungshonoraren zu gehen. Vor allem Schulungen für das CNC, denen die Freienvertretung im Rahmen ihres Mitbestimmungsrechtes zustimmen soll, werden inzwischen oft mit vollen Tagessätzen vergütet statt mit der kläglichen Aufwandentschädigung von 75 €. Da sagt die Freienvertretung doch gerne und aus voller Überzeugung „Ja“ und hofft, dass diese Praxis bald allgemeiner Standard wird. Der rasante Wandel im rbb kann nur mit gut und regelmäßig geschulten Mitarbeiter*innen funktionieren. Freie werden das auf Dauer nicht für ein Taschengeld machen, während ihre festangestellten Kolleg*innen bei vollen Bezügen lernen dürfen.

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Letzte Chance, um noch vor der vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl am Sonntag herauszufinden: Welche Parteien haben die Interessen der Freien auf der Agenda? Wir haben alle im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien schriftlich gefragt, drei von ihnen haben uns ihre Antworten geschickt. Ihr könnt sie hier, hier und hier (in der Reihe des Eintreffens bei uns) im Original lesen. Es geht u.a. um zibb, rbbkultur, Bestandsschutz, die Pensionskasse, Arbeitsverdichtung und Mitbestimmungsrechte. Macht euch am besten selbst ein Bild.

Schönes Wochenende wünscht euch

Eure Freienvertretung

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