Freien-Umfrage zum Bestandsschutz

Hohe Priorität für das Thema „Beschäftigungssicherung für Freie“ – dafür sprechen sich in einer Umfrage der rbb-Freienvertretung 93 Prozent der Befragten aus. Im Vergleich zu Festangestellten bzw. Freien mit NPG-Bestandsschutz fühlen sich 83 Prozent der Teilnehmenden ohne Bestandsschutz benachteiligt. Gerade einmal 5 Prozent von ihnen fühlen sich sozial „gut abgesichert“. Bestandsschutz mit einer langfristigen Beschäftigungsgarantie wäre für diese Gruppe deutlich attraktiver als eine Festanstellung. 87 Prozent würden mit Bestandsschutz gerne weiter in freier Mitarbeit beschäftigt werden, die Absicherung durch eine Festanstellung wäre für 64 Prozent attraktiv.

Zum Hintergrund: Von den zuletzt rund 1400 festen Freien des rbb haben bisher lediglich knapp 500 einen Honorarrahmenvertrag mit Angebotsgarantie bis zur Rente nach dem Tarifvertrag für „Nicht Programm Gestaltende“.  Mehr als 100 NPG-Freie sind zwar arbeitnehmerähnlich, haben aber keinen Bestandsschutz. Knapp 750 programmgestaltende Freie in den Redaktionen sind bisher aus dem Geltungsbereich ausgeschlossen. Von ihnen nahmen rund die Hälfte an der (nicht repräsentativen) Umfrage teil.

Soziale Risiken für nicht bestandsgeschütze Freie

Als besonders bedrückend empfinden die bisher nicht geschützten Freien die Benachteiligung bei sozialen Risiken im Vergleich zu ihren angestellten oder bestandsgeschützten Kolleg*innen, insbesondere durch fehlenden Kündigungsschutz (71%) und die schlechtere Absicherung bei Krankheit (55%). Benachteiligung sehen aber auch 52 Prozent bei der Bezahlung, bei Wertschätzung der eigenen Leistung (46 Prozent) und bei der Einbeziehung in Entscheidungsprozesse (43%) .

Fast die Hälfte von ihnen ist 50 Jahre und älter. 53 Prozent haben neben dem rbb keine weiteren Auftraggeber, weitere 38 Prozent erzielen mindestens die Hälfte ihres Einkommens beim rbb. Im Durchschnitt arbeiten sie über 15 Jahre für den rbb, mit einem Teilzeitfaktor von 66 Prozent (147 Tage im Jahr). Aber nur jede*r 20. fühlt sich gut abgesichert für den Fall, vom rbb nicht mehr beauftragt zu werden. Im Fall einer längeren Krankheit sind die Werte etwas besser (24 Prozent stimmen der Aussage zu, „gut abgesichert“ zu sein), allerdings stimmt rund die Hälfte nicht zu (18 Prozent „gar nicht“, 30 Prozent „eher nicht“).

Die Umfrage räumt auch auf mit verbreiteten Vorurteilen über die Attraktivität von freier Mitarbeit:

  • Weniger als 8 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sie wegen ihres guten Verdienstes keine bessere soziale Absicherung benötigen. (Im Jahresdurchschnitt zahlte der rbb nach eigenen Angaben den festen Freien zuletzt ca. 40.000 Euro einschließlich Urlaubs- und Krankenzuschuss).
  • Nicht einmal jede*r fünfte ist der Auffassung, dass die eigene Tätigkeit in freier Mitarbeit besser auszuüben sei als in einem Arbeitsverhältnis. In den Berufsgruppen der Autor*innen und Moderator*innen sieht immerhin jede*r Dritte so.
  • Eine Festanstellung würde zwar zwei Drittel sofort annehmen, aber noch attraktiver als eine feste Stelle wäre freie Mitarbeit mit einer langfristigen Beschäftigungsgarantie. 87 Prozent stimmen dem überwiegend zu, 64 Prozent sogar „sehr zu“.

Bestandsschutz-Regeln für alle

88 Prozent aller Umfrageteilnehmer*innen sind bereit, sich an Aktionen zu beteiligen, um Bestandsschutz-Regeln für alle Freien zu erreichen. Zum Beispiel über einen Tarifvertrag: „Beschäftigungssicherheit für Freie sollte für die Gewerkschaften eine hohe Priorität haben“, dieser Aussage stimmen 93 Prozent der Teilnehmer*innen überwiegend zu, 85 Prozent sogar „sehr zu“.

Zwar hat der rbb mit dem Bestandsschutz-Tarifvertrags für NPG-Freie seit 2018 ein wirksames Mittel zur Beschäftigungssicherung eingeführt, beschränkt dies jedoch auf einen 2018 festgelegten Personenkreis. Ausgeschlossen sind bisher grundsätzlich programmgestaltende Freie in den Redaktionen und alle NPG-Freie, die erst nach 2016 für den rbb tätig geworden sind. Die Freienvertretung fordert die Öffnung des bestehenden Tarifvertrags für die bisher ausgeschlossenen Gruppen oder einen 12a-Tarifvertrag mit Einkommensgarantie nach SWR-Vorbild. Insbesondere beim Schutz langjähriger Freier ist der rbb im ARD-Vergleich schlecht aufgestellt. Während einige Sender schon seit vielen Jahren (BR, Radio Bremen, Deutschlandradio, MDR) zumindest bei dieser Personengruppe Beendigungen ohne „wichtigen Grund“ ausdrücklich ausschließen, unbefristete Honorarrahmenverträge abschließen (DW) oder individuelle Bestandsschutzverträge schließen (HR), integriert das moderne Beschäftigungssicherungssystem des SWR die festen Freien weitgehend.