Alter, was diese Woche wieder los war!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, so viel ist sicher, wir machen Fortschritte. Fragt sich nur: Wohin eigentlich? Und: In welchem Tempo?

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Mit Bezug auf den Honorarrahmen Programm ist der Fortschritt definitiv eine Schnecke. Die gute Nachricht im Vergleich zur letzten Woche: Statt eines Verhandlungstermins erst im März gibt es jetzt immerhin eine Arbeitssitzung im kleinen Kreis (nächste Woche Donnerstag). Die schlechte Nachricht: Jeder Tag, den die Verhandlungen länger dauern, spart dem rbb 10.000 Euro (allein für die erste Anpassungsstufe, bei einer Angleichung auf Festen-Niveau sind es eher 25.000). Wer sich über die bisherige Verhandlungsbilanz klar werden möchte: Begonnen haben die Verhandlungen heute vor 4889 Tagen.

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Gar nicht schnell genug gehen kann es dagegen bei der senderweiten Einführung von MoJo (= Mobile Journalists = Mobiltelefon-Journalisten = iPhone-VJ). Nach dem Testlauf bei zibb mit drei MoJo-Köfferchen hat der rbb jetzt auf 40 Exemplare aufgestockt und hätte es am liebsten, dass die Abendschau-, BA- und Sportkolleg*innen ab sofort damit losziehen, ganz ohne Team. Der Personalrat hat erstmal auf Stopp gedrückt und auch die Freienvertretung hat noch Fragen, vor allem zur Arbeitszeit, Belastung und zum Honorar.

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Auf der Zielgeraden ist das so genannte „Reporterteam“ (= 1-Personen-Team = der Kameramensch übernimmt alleine die bisherigen Aufgaben der EB-Technik). Der Sender will vom Probe- zum Regelbetrieb übergehen, dazu sollen die Kameramenschen zum Fahren des EB-Autos verpflichtet werden. Die Freienvertretung fordert mit dem Personalrat: Einen klaren Kriterienkatalog für (un)geeignete Einsätze, einen fairen Zuschlag für die Mehrarbeit und vor allem: Freiwilligkeit. Wer nicht mitmachen will, darf dadurch keine Nachteile haben. Heute Abend (nach Redaktionsschluss) will die Abteilung den Betroffenen ihr Angebot vorstellen, gestern Abend haben sich die freien und festen EB- und Kamerakolleg*innen schon mal intern eingestimmt. Die Freienvertretung durfte dabei sein und kann bezeugen: Die wissen, wie man kämpferisch-solidarisch seine Interessen durchsetzt!

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Und das macht Schule: Aufstehen statt Wegducken sehen wir in immer mehr Abteilungen. Die Freien eines ganzen Bereichs im Play-Out-Center haben gemeinsam eine Anwältin beauftragt, ihre Rechte zur Not gerichtlich durchzusetzen. Nächste Woche will das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg dazu einen Musterfall entscheiden. Den Mund aufmachen kann man natürlich auch ohne Rechtsbeistand. In der Programmpräsentation wählen die Freien gerade Sprecher*innen. Die Cutter*innen fordern, dass sich die Arbeitsverdichtung und neue Abläufe in den Honoraren widerspiegeln. EB-Techniker sind längst für Live-Schalten, Streams und komplexe Tonaufnahmen verantwortlich – aber der Honorarrahmen Produktion von 2013 bildet vor allem die Anforderungen aus der Welt von gestern ab. Oder auch gar nichts, so wie bei den Fahrer*innen. Für ihre Arbeit gibt es nicht einmal ein Tarifhonorar, der Sender zahlt knapp über Mindestlohn. Macht nicht mal 80 Euro am Tag. Ein festangestellter Fahrer nach Tarifgruppe H mit zwei Kindern bekommt mehr als das Doppelte. Angleichen ist wie wertschätzen, nur krasser. Festanstellung wäre natürlich auch eine Lösung.

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Dass „Gute Arbeit auch für Freie“ mal ein Thema für Wissenschaftler und den Bundestag sein würde – wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht? Die erste große „Studie zur sozialen Lage der freien Mitarbeiter*innen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ wird am nächsten Freitag vorgestellt. Selbstverständlich, dass Bundestagsabgeordnete darüber nicht nur mit ARD-Intendant Metgzer (Radio Bremen) diskutieren, sondern auch mit der rbb-Freienvertretung. #fortschritt. Wer dabei sein will: 25.1., 17 Uhr, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin.

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Zum Schluss noch ein Dickes Brett. Der gleichnamige Preis des ARD-Freienrats steht noch für zwei Monate noch bei uns im Büro – in Vertretung für die Aktivisten der Legalize-it-Kampagne, ohne die 520 rbb-Freie heute keinen Bestandsschutz hätten. Im April wird die Jury auf dem ARD/ZDF-Freienkongress in Leipzig einen neuen Preisträger für das Brett bestimmen. Macht der SWR mit seinem brandneuen Bestandsschutz-Tarifvertrag das Rennen? Die kämpferischen Kolleg*innen der Deutschen Welle? Die tolle Mailingliste der Deutschlandradio-Freien? Eure Vorschläge sind gefragt.

Ein schönes Wochenende wünscht

Eure Freienvertretung