Sonne scheint, Regen prasselt, Wind pfeift. Manchmal donnert es. Passend zur Jahreszeit hat die Freienvertretung schöne und weniger schöne Dinge zu vermelden.
Sehr vielversprechend sind bisher die Verhandlungen für die (nicht Programm gestaltenden) NPG-Freien verlaufen. Es sieht ganz so aus, als könnten sich die Gewerkschaften und die Geschäftsleitung in den nächsten Wochen auf einen Bestandsschutz-Tarifvertrag einigen. Wenn nichts dazwischen kommt, könnte sich die soziale Sicherheit für die NPG-Freien (vor allem aus Produktion und Verwaltung, aber auch einige aus dem Programm) ab 2018 wesentlich verbessern. Mehr dazu gibt es hier.
Schwer beeindruckt waren wir vom Streik beim MDR. Drei Tage klassischer Arbeitskampf mit Sendeausfällen und BR-Programm auf den MDR-Wellen – und schon war der Rest einfach. Für die Freien: 4,7 Prozent mehr Honorar. Und Zuschuss bei Krankheit ab dem 1. Tag. So macht man das. Bei uns beginnen die Gehalts-/Honorarverhandlungen am 5. Oktober.
Bei den Verhandlungen zum Honorarrahmen Programm dagegen: Nichts Neues, außer Aussicht auf einen Verhandlungstermin in fünf Wochen. Seit Januar hat sich nichts Entscheidendes getan, und über den Sommer haben sich die Programmchefs neue Änderungswünsche ausgedacht. Mit dem Abschluss in diesem Jahr, auf den Frau Schlesinger kurz nach ihrem Amtsantritt noch gesetzt hatte, ist mit Sicherheit nicht zu rechnen. Und wer erinnert sich schon daran, dass die Einigung über die Honorarhöhen bis Ende 2011 (sic!) „angestrebt“ und für die Inkraftsetzung eigentlich zum 1.1. 2015 vereinbart war. Wobei man nach den MDR-Erfahrungen vorsichtig sein sollte. Drei Tage B5 aktuell statt Inforadio, und wir bekommen nicht nur einen fairen Honorarrahmen nebst Zuschlägen, sondern am Ende auch noch Pflegetage, Zuschuss ab dem ersten Krankheitstag oder gar den Familienzuschlag für alle.
Geld ist jedenfalls vorhanden. Im Intranet meldet der frisch im Amt bestätige Verwaltungsdirektor Brandstäter für 2016 eine Jahresüberschuss von 30,6 Millionen Euro und 167 Millionen Euro Rücklage, die der rbb endlich verwenden darf. Neben dem sicher unstrittigen Nachholbedarf bei den Investitionen sehen wir einen mindestens ebenso großen Nachholbedarf bei den Honoraren und sozialen Schutzrechten der Freien. Beste finanzielle Voraussetzungen, um endlich den löcherigen 12a-Tarifvertrag zu überarbeiten und den überfälligen Honorarrahmen Programm in Kraft zu setzen …
… statt immer nur zu versuchen, sich mit Uralt-Tarifverträgen durchzuwurschteln. Nachdem wir die SFB- und ORB-Regelungen aus den 80er und 90er Jahren veröffentlicht hatten, haben viele Freie ihre Honorare geprüft und festgestellt, dass sie teilweise deutlich unter den tariflichen Mindesthonoraren liegen. Bisher einzige Konsequenz der Geschäftsleitung: Seit letzter Woche hat das Justitiariat einen neuen Prüfauftrag, diesmal in Bezug auf die Geltung des SFB-Honorartarifvertrags von 1980. Über den Ausgang werden wir beizeiten berichten – die letzte Prüfung dieser Art (für den wesentlich jüngeren ORB-Honorarrahmen) hat dreieinhalb Monate gedauert.
Last, not least: Die Personalabteilung hat nach mehrjährigem Anlauf das erste offizielle „Handbuch Freie Mitarbeit im rbb“ veröffentlicht. Darin werden die trockenen Regelungen aus den diversen Tarifverträgen leserfreundlich in Fragen und Antworten dargestellt. So ein Werk war lange überfällig, darum haben wir die 33 eng bedruckten Doppelseiten umgehend verschlungen. Fazit: Die Lektüre ist allen rbb-Freien dringend zu empfehlen. Und weil wir die eine oder andere Sache anders sehen als die Personalabteilung bzw. der Meinung sind, dass allein mit der Übersetzung von Tarif-Sprech in Q&A-Form längst nicht alles Wesentliche gesagt ist, haben wir zum offiziellen Freien-Handbuch gleich noch den offiziellen Kommentar zum Handbuch verfasst. Weil dieser wiederum gerade bei der Personalabteilung gegengelesen wird, können wir ihn leider noch nicht veröffentlichen. Wer schon mal schmökern möchte: Rezensionsexemplare sind bei uns auf Nachfrage selbstverständlich erhältlich.
Und schon jetzt den Termin für die nächste Freienversammlung blocken. Wir treffen uns am 14. November in Potsdam. Berlin und die Studios werden zugeschaltet.