Ein interessierter Rundfunkrat hat uns gebeten, ihm doch mal aufschreiben, was aus unserer Sicht die wichtigsten Knackpunkte für die Lage der Freien sind. Puh. Ein weites Feld. Ich habe ihm gesagt: „Es gibt so viele Freie und so viele verschiedene Umstände, unter denen Freie beim rbb arbeiten. Praktisch alles was man über die Freien sagen kann, stimmt für irgend jemanden auch. Aber fast nichts stimmt für jeden.“
Richtig ist: Es gibt auch beim rbb Freie, die verdienen 1000 Euro am Tag. Freie, die geradezu klassisch von zuhause aus und für viele Sender in aller Welt arbeiten. Freie, die in ordentlichen Dienstpläne nach denselben Kriterien disponiert werden wie die Festen, ebenso regelmäßig arbeiten gehen und ein zwar kleineres, aber doch zuverlässiges Einkommen mit nach Hause nehmen.
Und genauso richtig ist: Es gibt auch im rbb prekäre Beschäftigung. Freie, die geradezu klassisch am Monatsanfang nicht wissen, ob sie auch diesmal auf die Tage kommen werden, um Urlaubs- und Krankengeldanspruch zu behalten. Und für die die Entscheidung des CvD, den vorgeschlagenen Beitrag vielleicht später, vielleicht gar nicht, vielleicht von einem anderen Kollegen machen zu lassen, nicht einfach zum normalen Geschäft gehört. Sondern ein ökonomischer und persönlicher Tiefschlag ist, weil es neben diesem Beitrag heute, morgen, vielleicht in der ganzen Woche nicht mehr, kein anderes Geschäft gibt. Und weil sie nicht auf Augenhöhe ihre Arbeit anbieten, sondern Bittsteller sind.
Wir waren Donnerstag zum Antrittsbesuch im Studio Frankfurt. Man könnte die Lage dort für den interessierten Rundfunkrat vielleicht so aufschreiben:
- „Die Leitung bemüht sich, die festen Freien mindestens sieben Tage im Monat zu beschäftigen.“ (Ein Tag weniger, und die Arbeitnehmerähnlichkeit ist weg).
- „Die Programmittel sind seit 2013 um 160.000 Euro gekürzt worden.“ (Das entspricht 3-4 mäßig bezahlten Vollzeitstellen, gut 15 feste Freie arbeiten regelmäßig in Frankfurt.)
- „Um ‚frischen Wind‘ ins Studio zu bringen, bemüht sich die Leitung um weitere Mitarbeiter.“ (Obwohl der Kuchen schon für die langjährigen festen Freien nicht reicht.)
- „Die beiden langjährigen Freiensprecher sind Donnerstagabend zurückgetreten, weil sie sich durch ihr Engagement keine Besserung der Lage mehr erhoffen und sich nicht genügend durch ihre Chefs unterstützt fühlen.“ (Nachfolger sind bisher keine in Sicht.)
Prekäre Beschäftigung, beim öffentlich-rechtlichen rbb? Es gibt sie, und nicht nur in Frankfurt. Wer sich mal aufregen möchte, kann sich mal ansehen, welche Bild vom Durchschnittsfreien der rbb auf seiner Website zeichnet: angeblich 3757 Euro monatlich. Mit den Zahlen, die der rbb uns Freitag geschickt hat, komme ich auf 2500 Euro für alle Arbeitnehmerähnlichen. Im Durchschnitt! Fernsehmoderatoren eingeschlossen.