Ganztägige Redaktionssitzung ohne Honorar?

Liebe freie Kolleginnen und Kollegen bei radioeins,

schöne Grüße von der Freienvertretung! Wie wir gehört haben, plant radioeins im Januar eine ganztägige Redaktionsversammlung, Thema: schlechte MA-Ergebnisse. Natürlich denken wir an den abgesagten radioeins-Kongress, ohne den es diese Versammlung wohl kaum geben würde. Weil das Thema „angemessene Honorare“ für uns sehr wichtig ist, hier ein paar Worte, wie die Freienvertretung den Vorgang wahrnimmt:

Erstmal rechtlich:
Ja. Eine Redaktionsversammlung ist keine Fortbildungsveranstaltung. Und mitbestimmen, wer teilnehmen darf, kann die Freienvertretung nur bei Fortbildungen. Ein Veto wie beim radioeins-Kongress geht diesmal rechtlich nicht. Klar ist: Der rbb darf Freie zu solchen Veranstaltungen einladen. Ob ihr zu der Versammlung gehen wollt oder nicht, liegt bei euch.

Und nochmal rechtlich:
„Eine Teilnahme kann ihnen freigestellt werden“, steht in der Dienstanweisung über Freie und Sitzungen. Und: „In keinem Fall dürfen freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter veranlasst werden, über die Erfüllung der von ihnen angenommenen Aufträge hinaus anwesend zu sein.“

Inhaltlich:
Für jede Welle, Redaktion, Abteilung, … ist es wichtig, immer wieder ausführlich und in Ruhe mit allen Beteiligten sprechen zu können. Das ist professionell, ein Teil unserer Arbeit. Und darum bei den Festen selbstverständlich ein Teil der Arbeitszeit. Programmentwicklung ist kein Hobby.
Darum möchte die Freienvertretung, dass Freie genau wie Feste während der bezahlten Arbeitszeit zu solchen Veranstaltungen gehen können. Eben nicht als Ausdruck eines besonders hohen privaten Engagements, sondern weil es professionell ist. Und nicht mit der Faust in der Tasche, sondern als Profis, die wissen, dass sie ihr Geld wert sein werden.

Finanziell:
Auch die Freienvertretung weiß: Wenn bei so einer Veranstaltung zig Freie einen Tagessatz bekommen, wird die Redaktion das Geld nicht für zig Standard-Schichten ausgeben können. Mit den Festen ist es ja nicht anders. Wer von seinen 38,5 Stunden 8 Stunden auf einer Redaktionsversammlung verbringt, wird einen Tag weniger für andere Dienste zur Verfügung stehen.
Ob genügend Geld im System ist, um beides zu finanzieren, Normal-Programm und Programmentwicklung? Ein weites Feld. Aber so wenig man einem Festen zumutet, wegen knapper Stellenpläne an einem Urlaubstag arbeiten zu kommen, genausowenig darf man von Freien erwarten, im Zweifel ohne Honorar anzutreten, nur weil der Programmetat zu knapp ausgestattet ist.

Wie es weitergeht:
Die Freienvertretung will mit dem rbb angemessene Honorare vereinbaren für Fortbildungen, Workshops, Sitzungen, Unterweisungen, … was auch immer. Bei den Fortbildungen haben wir mit dem neuen Mitbestimmungsrecht zum ersten Mal ein Mittel, das wir (übrigens nicht nur bei radioeins) konsequent einsetzen. Wir haben beim rbb Gesprächsbedarf angemeldet: In der nächsten Woche sprechen wir darüber mit dem Justiziariat, der Fortbildungsabteilung und der Intendantin.
Weil es darum geht, eine Menge Geld anders zu verteilen als bisher, können wir nicht mit einem schnellen Erfolg rechnen. Und vielleicht gerade weil unsere Forderung so verständlich ist, reagieren manche Chefs (nicht eurer) unsicher auf die neue Situation. Als Freienvertretung können wir sicher eine Menge Druck auf uns nehmen, aber ausschließen, dass auch einzelne Freie davon etwas abbekommen, können wir nicht. Darum die Bitte: Haltet uns auf dem Laufenden, wie das Thema diskutiert wird, ob sich alle korrekt und fair verhalten. Und bitte gebt uns auch Feedback, wenn ihr Hinweise, Kritik und Anregungen für uns habt. Ohne eure Unterstützung werden wir keinen Erfolg haben.

Bis bald und beste Grüße!

Christoph Reinhardt

freienvertretung@rbb-online.de