Sparklausur + Beschäftigungssicherung + Arbeitsunfall

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn die amtierende rbb-Führung – oder das, was von ihr übrig ist – ab Sonntag darüber berät, wo und wie sie 41 Millionen Euro einsparen kann, wird sie dies wenigstens in malerischem Ambiente tun. Für ihre Sparklausur hat sie sich für zwei Tage im Landgut Stober im Havelland eingemietet. „Entschleunigen, entspannen, wohlfühlen“ – verspricht der Flyer des „mehrfach preisgekrönten Bio-Hotels“ am Groß Behnitzer See bei Nauen. Ob das ein notwendiger und angemessener Rahmen ist, um womöglich über drastische Kürzungen im Programm und bei den Einkünften freier Mitarbeiter*innen zu beraten, möchten wir nicht beurteilen. Die Freienvertretung hat ihre Klausuren bisher immer kostenbewusst in den Räumen des rbb abgehalten.

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Aber vielleicht regt es ja die Phantasie an, mit „phänomenalem Rundumblick über den See, den romantischen Park und das historische Landgut“ zu tagen. Wenn dabei Sparideen entstünden, die nicht vor allem auf Kahlschlag im Programm und bei den Freien-Honoraren hinauslaufen, hätte sich der (finanzielle) Aufwand womöglich sogar gelohnt!

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Die Freienvertretung ist jedenfalls nicht eingeladen, um dort ihre Vorstellungen vom „Kurs für die Neuaufstellung des rbb“ einzubringen. Stattdessen, so die Vorstellung der Intendantin, soll es „alle zwei bis drei Wochen“ einen Austausch geben, um auch die „Ideen und Anregungen der Personalvertretungen“ aufzugreifen. Mitte Februar sollen dann die getroffenen Weichenstellungen „transparent und detailliert“ der Belegschaft vorgestellt werden. Das ist besser als nichts, erinnert aber leider an die gewohnte „Verkündungstransparenz“. Echte Belegschaftsbeteiligung stellen wir uns jedenfalls anders vor.

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Dieser Meinung waren auch die über 150 Teilnehmer*innen der Freienversammlung am Dienstag – soweit sie sich denn persönlich äußern konnten. Leider gab es größere technische Probleme, wodurch das Hybrid-Treffen erst mit einer Viertelstunde Verspätung starten und Teilnehmende via Teams nur über den Chat mitreden konnten. Wir bitten alle, die sich den Vormittag extra freigehalten hatten, um Entschuldigung! Wer die Versammlung verpasst hat und sich einen Eindruck verschaffen möchte, womit die Freienvertretung in diesem bewegten Jahr 2022 so alles beschäftigt war: Hier findet ihr unseren frisch veröffentlichten Tätigkeitsbericht.

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Trotz der erschwerten Kommunikation: Das auf der Versammlung geäußerte Bedürfnis, sich jenseits der uns zugedachten Beteiligungskanäle laut und deutlich zu positionieren, wurde gleich am Donnerstag in die Tat umgesetzt. Vor der letzten Sitzung des Rundfunkrates protestierten Freie sicht- und hörbar gegen Programm- und Honorarkürzungen. Im Sitzungssaal steuerte Christoph Reinhardt dann erstmals den „Bericht der Freienvertretung“ zur Rundfunkratssitzung bei – der in Zukunft hoffentlich immer auf der Tagesordnung stehen wird. So erfuhren die Rundfunkräte aus erster Hand von den Ängsten der Freien angesichts der angekündigten Sparmaßnahmen – und von der Notwendigkeit, uns in dieser angespannten Situation verbindliche Beschäftigungszusagen zu geben.

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Etwa durch den überfälligen Abschluss eines Tarifvertrags über Beschäftigungssicherung! Am Freitag gingen die Verhandlungen darüber jedenfalls weiter – und die beteiligten Gewerkschafter*innen berichten von ermutigenden Signalen: Sie hätten das Gefühl gehabt, die rbb-Seite habe ihren Vorschlag einer anwachsenden Honorargarantie erstmals richtig verstanden – und sehe ihn durchaus als Grundlage für eine mögliche Einigung. Ob es wirklich so kommt, wird sich aber wohl erst beim nächsten Verhandlungstermin Ende Januar zeigen. Wir drücken die Daumen!  

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Schon nächste Woche stehen weitere Tarifverhandlungen im rbb an. Am Dienstag geht es zunächst um die Bedingungen mobiler Arbeit – übrigens für Feste und Freie gleichermaßen. Diese Verhandlungen stehen wohl kurz vor dem Abschluss. Schwieriger könnte es bei den Honorar- und Gehaltstarifverhandlungen werden, die am Freitag losgehen. Angesichts der hohen Inflation dürften die üblicherweise angebotenen Steigerungen von rund zwei Prozent nicht ausreichen, um die Gewerkschaften zufrieden zu stellen. Dazu kommt noch eine besondere Herausforderung: Es soll auch über die Umsetzung des Honorarrahmens Programm verhandelt werden, der seit der Einführung vor drei Jahren immer noch in der Startphase feststeckt. Hier muss es dringend weitergehen, damit die versprochene Angleichung von Honoraren und Gehältern für vergleichbare Tätigkeiten endlich Wirklichkeit wird. Ob eine Einigung ohne Streiks möglich ist? Schauen wir mal…

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Die Frage, wie Feste und Freie gleichbehandelt werden können – nicht nur bei der Bezahlung – ist auch Thema im Zukunftsprozess. Genau genommen der Themengruppe „Lage der freien Mitarbeitenden“, die jetzt zusammen mit den Themengruppen „Transparenz & Partizipation“ und „Führung“ als erstes die Arbeit aufnehmen soll. Ihr könnt euch für eine der drei Themengruppen bewerbenhier findet ihr alle nötigen Informationen.

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Das Bewerbungs- und Auswahlverfahren für die Resonanzgruppe ist dagegen abgeschlossen. Hier findet ihr die Liste der 30 „Auserwählten“. Die Freienvertretung gratuliert und wünscht viel Erfolg. Wir hoffen, dass im Zukunftsprozess unter Beteiligung der Belegschaft wirklich wichtige, substanzielle Entscheidungen getroffen werden, die den rbb und seine Beschäftigten voranbringen.

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Zum Abschluss noch ein bedrückendes Thema: Im „Arbeitssicherheitsausschuss“ des rbb wurde diese Woche über einen Arbeitsunfall berichtet. Eine freie Kamerafrau ist bei einem Dreh auf einer Baustelle in einen ungesicherten Schacht gefallen und hat sich schwer verletzt. Zum Glück geht es der Kollegin wieder gut, sie wird keine bleibenden Schäden davontragen. Doch wirft der Unfall grundsätzliche Fragen auf: Die Kollegin hat im (Zwei-Personen-)Reporter*innenteam gearbeitet – das nach unserer Überzeugung für diese Art von Einsätzen aber gar nicht gedacht ist. Falls sich der Verdacht bestätigt, dass hier aus Kostengründen auf eine*n Kolleg*in zur Absicherung verzichtet wurde, müssen die Produktionsbedingungen grundsätzlich auf den Prüfstand. Auf keinen Fall darf „smarte Produktion“ die Gesundheit und Sicherheit der Kolleg*innen riskieren!

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Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.