Interimsintendantin + Belegschaftsversammlung + Energiekostenzuschuss

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Intendant*innensuche ist nicht nur kein Zuckerschlecken, wie wir schon letzte Woche festgestellt haben – sie ist auch kein Wunschkonzert. Diese durchaus ernüchternde Erfahrung musste die Freienvertretung in den vergangenen Tagen machen. Unsere Forderung, dem Rundfunkrat eine echte Wahl zwischen mehreren Kandidat*innen zu ermöglichen, konnten wir in der Findungskommission leider nicht durchsetzen.

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Da der Rundfunkrat keine grundlegenden Einwände gegen das letztlich beschlossene Verfahren hatte, nahmen die Dinge ihren Lauf.  „Habemus Interimsintendatin“ – hieß es am Mittwochabend um kurz vor halb sieben. Trotz Protesten von Mitarbeitenden gegen die „Wahl ohne Alternative“ hat sich der Rundfunkrat im zweiten Anlauf mit Zweidrittelmehrheit für die einzige Kandidatin entschieden: Die WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau. Die Freienvertretung wünscht trotz Kritik am Verfahren: herzlich willkommen!

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Doch ist eine WDR-Direktorin ohne spezifische Regionalkenntnisse wirklich die Richtige, um Beitragszahler*innen und kritische Öffentlichkeit in Berlin und Brandenburg wieder mit ihrem rbb zu versöhnen? Kann eine gelernte Unternehmensberaterin mit Spitznamen „Stahlbesen“ erfolgreich die verwundete Seele der Belegschaft behandeln“ (Rundfunkratsvorsitzender Pienkny)? Das fragt sich nicht nur die Freienvertretung. Für uns ist jedoch klar: Es gibt sehr viel zu tun – und wir wollen von Anfang an mit anpacken.

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Eine Liste mit den drängendsten Problemen aus Freiensicht haben wir schon mal zusammengestellt: Beschäftigungssicherung, Honorarangleichung, Umsetzung des Bestandsschutzes v.a. im EB-Bereich, Abschaffung der „Fünf-Tages-Prognose“ in der Produktion und Durchversicherung mit Krankengeldanspruch. Wir würden uns freuen, wenn die Umsetzung dieser Forderungen ganz oben auf Frau Vernaus To-do-Liste landet. Es würde nach unserer Überzeugung helfen, das zerstörte Vertrauen der Belegschaft in die Führung wieder herzustellen.

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Einen persönlichen Eindruck von der „Neuen“ konnten sich alle schon am Tag nach der Wahl machen. Frau Vernau stand auf einer digitalen Belegschaftsversammlung Rede und Antwort – und durfte dort gleich Bekanntschaft mit der im rbb in den vergangenen Wochen neu entstandenen Kultur des „offenen Worts“ machen. Noch bevor sie ihr Eingangsstatements beendet hatte, standen 18 Kolleg*innen auf der Redner*innenliste: Sie drängten unter anderem auf einen wirklichen personellen Neubeginn in der Geschäftsleitung. Nur der Austausch der Intendantin reiche nicht – auch Direktor*innen und weitere Führungskräfte müssten die Verantwortung für die Entgleisungen im „System Schlesinger“ übernehmen. Außerdem wurde vehement eine stärkere Beteiligung der Belegschaft an den Entscheidungen der Geschäftsleitung gefordert, etwa durch einen Interims-Beirat. Das Konzept dafür und die Möglichkeit, an einer digitalen Abstimmung darüber teilzunehmen, findet ihr hier.   

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Die designierte Übergangsintendantin, die kommende Woche Donnerstag offiziell die Geschäfte übernehmen will, hielt sich zu diesen und anderen Forderungen aus der Belegschaft bedeckt. Erstmal müsse sie Gespräch führen und sich genauere Einblicke in die Verhältnisse beim rbb verschaffen. Versprechen könne sie jedoch „gute Führung“: Dazu gehöre es, zuzuhören, Argumente abzuwägen und getroffene Entscheidungen transparent zu kommunizieren. Das wäre schon mal ein Fortschritt gegenüber der Art Führung, wie wir sie bisher im rbb erlebt haben – echte Belegschaftsbeteiligung und -kontrolle ist dadurch aber nicht zu ersetzen.

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Diese könnte der rbb-Staatsvertrag festschreiben, der momentan von den Landeregierungen in Berlin und Brandenburg überarbeitet wird und dann von den Parlamenten ratifiziert werden soll. Warum mehr Mitsprache der Beschäftigten nötig ist und wie die aussehen könnte, hat Freienvertreter Christoph Reinhardt am Mittwoch im Medienausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses dargelegt: Die Mitarbeitenden hätten durch ihre internen Kenntnisse die besten Voraussetzungen, der Geschäftsleitung auf die Finger zu schauen – dafür müsste aber ihre Rolle im Rundfunk- und Verwaltungsrat gestärkt werden.

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Den Wunsch und die Bereitschaft der Belegschaft, z.B. bei der Wahl eine*r Intendant*in mehr Einfluss zu nehmen, offenbart auch die Umfrage der Interessenvertretungen, an der sich in den vergangenen Wochen 923 freie und feste Mitarbeiter*innen beteiligt haben. Nur vier Prozent sind mit dem bisherigen Verfahren bei der Wahl einer Intendantin zufrieden. Rund 64 Prozent finden übrigens, die Person an der Spitze des rbb sollte die Region Berlin-Brandenburg gut kennen. Die vollständige Auswertung der Umfrage findet ihr hier.   

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Stichwort Belegschaftsbeteiligung: Das rbb-Intranet soll künftig nicht mehr Forum für basisdemokratische Initiativen und Meinungsäußerungen sein, wie der (noch) geschäftsführende Intendant Jan Schulte-Kellinghaus mitteilt. Künftig sollten dort wie in der Vergangenheit wieder „ausschließlich Informationen des rbb und der Mitarbeitervertretungen“ veröffentlicht werden. Wir finden das bedauerlich – die „offenen Briefe“ und Stellungnahmen der letzten Wochen haben wir als Ausdruck der neuen Diskussionskultur im rbb begriffen. Allerdings können und wollen wir auch nicht darüber urteilen, welche Intranet-Veröffentlichungen wir womöglich unter der Flagge der Freienvertretung mittragen können. Deshalb beschränken wir uns dort künftig auf eigene Stellungnahmen. Als Forum für den offenen Austausch unter den Beschäftigten bieten wir die externe Plattform rbbpro.de an – mit dem Vorteil, dass ihr auch ohne Intranet-Zugang darauf zugreifen könnt.    

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Noch eine gute Nachricht zum Schluss: Die staatliche Energiepreispauschale von 300 Euro zahlt der rbb mit der Septemberabrechnung direkt an seine arbeitnehmerähnlichen Freien aus. Voraussetzung: Sie arbeiten auf (erster) Lohsteuerkarte beim rbb und waren im August an mindestens einem Tag beim rbb beschäftigt. Solltet ihr die zweite Voraussetzung nicht erfüllen, hilft eventuell ein Urlaubstag. Im Zweifelsfall fragt bitte bei uns nach.

Jetzt aber erstmal: Schönes Wochenende!

Eure Freienvertretung

Probleme mit den Intranet-Links? Wer von außen auf das Intranet zugreift, ersetzt den URL-Anfang (https://intranet.rbb-online.de/) durch https://mein.rbb-online.de:11005/.