Alter, was diese Woche wieder los war!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wer jetzt schon größere Anschaffungen im Hinblick auf künftige, gerechtere Honorare plant, sollte diese vielleicht noch ein paar Monate zurückstellen. Denn die Mühlen mahlen gewohnt langsam im rbb: Obwohl die Gewerkschaften der Geschäftsleitung schon Anfang Juli Verhandlungsbereitschaft über den Honorarrahmen Programm signalisiert und um Terminvorschläge gebeten haben, sollen die Tarifverhandlungen nun erst im November weitergehen. Früher gehe es aus Termingründen nicht, so der rbb. Warum kommen mir hier nur immer wieder diese Vergleiche mit dem BER in den Sinn…?

Die Zeit bis dahin sollten wir jedenfalls nutzen, um das Angebot des rbb auf Herz und Nieren zu prüfen. In dieser Woche gab es dazu weitere Redaktionsbesuche im Studio Cottbus, bei der Abendschau und bei Fritz. Hauptkritikpunkt an dem vorliegenden Entwurf: Dem rbb werde darin zu viel Spielraum gelassen – z.B., ob er Dienste als einfach oder gehoben einstufe und geleisteten Mehraufwand für Beitragsmacher*innen tatsächlich honoriere. Darin kommt ein gehöriges Misstrauen gegenüber den Führungskräften zum Ausdruck – und der Wunsch, möglichst viel im Tarifvertrag zu regeln, statt es dem Verhandlungsgeschick der/des einzelnen Freien zu überlassen.

Das ganze Angebot zum Nachlesen und Kommentieren findet ihr hier: http://programm.rbbpro.de. Und wenn ihr mit uns in eurer Redaktion darüber diskutieren wollt: Meldet euch zwecks Terminvereinbarung!

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Viele freie Redakteure im Potsdamer ARD-Playout-Center (POC) wollen nicht auf den neuen Tarifvertrag warten, sondern fordern jetzt schon faire – sprich: tarifkonforme – Honorare. Auf einer Bereichs-Versammlung am Donnerstag wurde mit den Verantwortlichen darüber diskutiert. Die wollen jetzt festgestellt haben, dass die jahrelang als redaktionelle Mitarbeiter/innen abgerechneten Kolleg*innen ja eigentlich immer nur Assistent*innen gewesen seien – und das geringere Honorar daher völlig in Ordnung gehe. Diese Haltung löste erwartungsgemäß keine Begeisterungsstürme bei den anwesenden Freien aus. Nun soll das Justitiariat prüfen.

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Seit drei Monaten sind nun sogenannte „Reporterteams“ – bestehend nur aus Reporterin und Kameramensch statt der sonst üblichen drei Personen – im Einsatz für Abendschau, Brandenburg aktuell, zibb und Sport. Gelegenheit für eine Zwischenbilanz des auf sechs Monate angelegten Probebetriebs. Fazit der Beteiligten: Die meisten Einsätze waren unproblematisch. Ob die Arbeit im kleineren Team funktioniert, hängt aber vor allem vom Auftrag der Redaktion ab. Bis zu 20% der Aufträge wurden als ungeeignet angesehen – Belastungen etwa durch überlange Fahrt- und Arbeitszeiten, viele Drehorte und Protagonisten sowie durch großen Zeitdruck waren hier die Folgen. Das „Reporterteam“ ist also keinesfalls „die“ Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, sondern darf allenfalls eine Ergänzung im „Besteckkasten“ sein, dessen Einsatz stets sorgfältig abgewogen werden muss. Sonst leiden die Gesundheit der Beschäftigten und die Qualität des Programms gleichermaßen.

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Übrigens: Die für diese Woche geplante, erste Sitzung der „Konfliktkommission“ zum Bestandsschutz wurde vom rbb kurzfristig abgesagt. Die von rbb und Gewerkschaften paritätisch besetzte Kommission sollte in einigen umstrittenen Fällen entscheiden, ob freie Mitarbeiter*innen in den Bestandsschutz-Tarifvertrag einbezogen werden. Die Absage erfolgte aber leider nur aus Termingründen und nicht, weil der rbb seine Meinung geändert und den Konflikt dadurch obsolet gemacht hätte. Nur so viel: Die Liste der strittigen Fälle wird gerade eher länger als kürzer…

Soweit – genießt euer Wochenende und lasst euch nicht unterkriegen!

Eure Freienvertretung