Offener Brief an Festangestellte

Liebe fest angestellte Kolleginnen und Kollegen,

Die letzten Jahre waren schwierige für uns alle im rbb. Doch trotz vieler bitterer Entscheidungen und harten Sparmaßnahmen ist es uns bisher immer gelungen, die Konflikte aus dem Redaktionsalltag herauszuhalten.

Aber jetzt steht die langjährig aufgebaute, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Freien und Festen auf dem Spiel!

Dem rbb fehlt seit je ein Urhebertarifvertrag. Dieser Vertrag soll für lange Zeit das Verhältnis zwischen UrheberInnen und Mitwirkenden sowie der Auftrag gebenden Sendeanstalt regeln. Dieser wird umso dringender gebraucht, da die ARD vor einem medialen und strukturellen Umbau steht.

Statt das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen, erließ die Geschäftsführung des rbb einseitig neue „Honorarbedingungen“, gültig ab 1.1.2009. Gespräche wurden verweigert, obwohl dies das Urheberrechtsgesetz (UrhG § 36) zwingend vorsieht. Es wird daher, auch dies ist gesetzlich vorgeschrieben, zu einem Schlichtungsverfahren kommen. Doch die Geschäftsleitung möchte schon zuvor Fakten schaffen und forderte uns auf, die neuen „Honorarbedingungen“ bis zum 7.11. zu unterschreiben, ansonsten, so die Drohung, würden wir ab dem 1.1.2009 nicht mehr beschäftigt werden.

Hunderte von Freien haben sich gegen die ungünstigen Honorarbedingungen ausgesprochen. Wie die praktische Umsetzung zum Jahresbeginn unter diesen Umständen aussehen soll, ist noch völlig unklar: Werden weiße oder schwarze Listen erstellt? Müssen die jeweils verantwortliche RedakteurInnen sich vor der jeweiligen Auftragsvergabe mündlich vergewissern, ob die Freien die Bedingungen akzeptiert haben oder nicht? … In der Regel werden die fest angestellten RedakteurInnen am Ende die Entscheidung umsetzen müssen.

Hier wird nicht nur in die redaktionelle Unabhängigkeit eingegriffen, ohne äußere Not wird die loyale Zusammenarbeit gefährdet. Keiner Redaktion kann an freien MitarbeiterInnen gelegenen sein, die nur unter dem Druck der Nötigung die für sie nicht annehmbaren „Honorarbedingungen“ unterschrieben haben.

Fordern Sie daher die Geschäftsführung auf, von diesem Ultimatum abzulassen und endlich Gespräche aufzunehmen.

Der rbbpro-Sprecherinnenrat
5. November 2008

https://www.rbbpro.de/media/rbbpro3.pdf (zum Ausdrucken und Weitergeben)